@Dilbert
Letzthin habe ich UBSG mit 10% Gewinn verkauft, mehr habe ich nicht erhofft, und wollte bei nächster Gelegenheit wieder einsteigen. Warum? Weil die UBS m.M.n. so langsam wieder in der Spur war: Es gelang der grosse Management-Wurf, der in der CS immer auf sich warten liess. Dennoch brauchte es Zeit und Belege, dass nicht nur die GL, sondern auch der VR mitzieht. Das hat recht gut geklappt.
Ausgerechnet jetzt fängt die UBS wieder von vorn an. Wie Du sagst ist das Potential mehr als vorhanden, aber es wird wiederum Zeit brauchen. Die Aktienrückkäufe waren mit ein Grund für mein Engagement, jetzt wurden sie eingestellt. Was mich aber wirklich vorsichtig stimmt ist die allgemeine Gemengelage rund um den Bankensektor und die damit zusammen hängenden gigantischen, ineinander verschachtelten Schuldenberge, in denen sich das neue „Monster“ UBS einordnen muss. Während einerseits das Aufwärtspotential durchaus vorhanden ist, so es denn gestemmt wird, könnte die allg. Verschuldung dem einen Strich durch die Rechnung MACH(T)en, was selbst bei tadelloser Erfüllung aller Herausforderungen lediglich zu einem Seitwärtstrend führen könnte. Natürlich ist die Euphorie momentan relativ hoch und die Verlockung die UBS hoch zu hebeln intakt. Ebenso schnell könnten aber die Shorties die Oberhand gewinnen, wenn sie ausreichende Begründungen liefern.
Mit dem heutigen Datum ist die neue UBS inkl. CS nicht mehr wert als die alte UBS alleine. Der Markt bewertet somit die CS summa summarum mit Null, selbst unter Einbezug der 75 Rappen anteilig an UBS-Aktien und den überirdischen Risikogarantien der Schweizer Steuerzahler - „Die 209 Milliarden Franken Wette“, NZZ vom Dienstag. Auf die allg. Schuldensituation bezogen ist das ein Tropfen auf den heissen Stein, die Schweiz hat damit dem westlichen Bankensystem nur eine minimale Verschnaufpause verschafft, viel mehr wird sie nicht beitragen können, die nächste Tranche müssen EU und US übernehmen, wenn die Schweiz nicht kollabieren soll. Ob sie das tun und wenn ja, mit welchen gesellschaftlichen Zerwürfnissen, das wird auch Auswirkungen auf die Entwicklung der UBS haben. Um darüber zu sinnieren, ist es gelegentlich hilfreich,
@dottore sprechen zu lassen:
Entweder die Inflation wird fortgesetzt oder es kommt automatisch zur Deflation (konkret einer Kreditgelddeflation).
Das beweist auch die aktuelle Lage.
Diese Lage ist schon Jahrzehnte aktuell und Ausdruck der zunehmend offener agierenden Insolvenzverschleppung. Der Globus will das US-Risiko im Speziellen und des Westens im Allgemeinen nicht mehr länger finanzieren - er will am Wohlstand teil haben. Insofern sehe ich auf den Bankensektor eher mehr als weniger PRobleme zukommen, der eigentliche Stresstest - auch für die UBS - steht noch aus.
Wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann niemand sagen wann er kommt, aber er kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, weil sämtliches Geld auf Termin rausgehauen wurde - Kreditgeld. Diese Termine sorgen für den entscheidenden Druck - Thema Marktphysik - aufs System Homo sapiens. Einfach immer weiter rollen wird wie gesehen nicht helfen. Es wird auch nicht helfen einfach auf Moral Hazard zu setzen, weil letzte Woche offenkundig nicht wenige ins offene Messer des Bundesrats samt NB gelaufen sind. Übers Wochenende wurde ihr Einsatz mit einem Federstreich mehr als halbiert. Das war ein ganz grobes, nichts desto trotz MACH(T)bares Markt-Foul und ich weiss nicht, wieviele davon noch in den Aktentaschen der westlichen Hauruck-Politiker lauern.
Das betrifft u.a. den konkret bezifferbaren Frage-Komplex rund um die von der Finma auf Null „geraubten“
Coco-Bonds:
Bei Credit Suisse verfügte die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma, dass die Papiere im Zuge der Fusion von 16 Milliarden Franken auf Null abgeschrieben werden - obwohl die Bank bis zuletzt deutlich über den geforderten Kernkapitalquoten lag.
… Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB), die Banken-Abwicklungsbehörde der EU und die EU-Bankenaufsicht EBA betonten, echtes Eigenkapital werde normalerweise zuerst zum Ausgleich von Verlusten herangezogen, AT1 sei erst an der Reihe, wenn das Eigenkapital aufgebraucht sei.
Wenn das nicht abschliessend geklärt ist, schwebt bis auf Weiteres schon mal eine 16 Milliarden Forderung gegenüber der UBS. Mir ist auch nicht klar, ob die Finma aus eigenem Antrieb oder auf Verlangen der UBS „geraubt“ hat. Sollte die Verantwortung auf die UBS zurückfallen, könnte das einen nachhaltigen Imageschaden auslösen, den sie nur schwer kontrollieren kann.
Dazu kommt die Frage, wozu man darüber hinaus (!!!) Sicherheiten im Umfang von für die Schweiz astronomischen 209 Milliarden braucht? Wieviele Leichen hat die CS im Keller und wie gross sind sie wirklich?
Letztlich und nicht ganz unwesentlich verbleibt das politische Risiko der Selbst-Isolierung des Westens. Gegenüber Russland ist es Fakt und gegenüber China wird es offen angestrebt. Mit Erfüllung würde der Spielraum für Wachstum resp. Erhaltung des Exposures auch der UBS erheblich eingeschränkt - wie gesagt während sie gleichzeitig die CS sanieren / integrieren muss. Gerade letzteres dürfte eine titanische Aufgabe werden, die sich nicht einfach auf die eigenen Systeme skalieren lässt.
Grüsse
kosh
PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.