SMI

Diskussionen rund um die Titel im SMI

Re: SMI

Beitragvon kosh » Fr Mai 15, 2020 1:27 pm

@doc

Die Frage ist zwar nicht an mich gerichtet, aber eine Sterblichkeit von 3,5% war schon vor den Massnahmen bekannt. Wegen anerzogener Paranoia gegenüber China glaubt man deren Zahlen leider nicht. Das kann man aber nicht China ankreiden, das bleibt an uns kleben.

Jedem Epidemiologen hätte bei nüchterner Betrachtung klar sein müssen, dass diese 3,5% nur die gemessenen Fälle betreffen. Also alle Infizierten, welche aufgrund gröberer Symptome im Spital landeten. Tatsächlich hat eigentlich v.a. China ins Blaue gehandelt, weil man in Wuhan ganz am Anfang der Infektionskette stand, jedenfalls offiziell. Alle anderen Staaten hätten sich diplomatisch mit Peking in Verbindung setzen können um sich ins Bild zu setzen.

Dabei wäre herausgekommen, was bereits klar war: Die allermeisten Toten sind auch in China alte Menschen mit Sekundärinfektionen (z.B. Grippe) oder besonderen Risikofaktoren. Gesunde Kinder sind praktisch nicht betroffen und wenn ja, mit sehr milden Symptomen. Bei uns in der Strasse haben sie während des gesamten Lockdowns gespielt resp. die Infektionswege maximal offen gehalten. Beim HofberichtBEstatter las ich von Eltern, die den Eindruck erweckten, der Sensemann schleicht durch unsere Schulen.

Von anderen viralen Erkrankungen, und nicht nur denen, weiss man, dass eine erhebliche Dunkelziffer existiert, die nicht statistisch erfasst wird. Tatsächlich werden Grippestatistiken nur geschätzt. Das alles weiss man halt als Experte, resp. hätte es wissen müssen. Weder hier noch in China rennen die Menschen wegen Schnupfen, Husten, Kopf- / Halsweh, leichtem Fieber sofort ins Spital und treiben die Diagnostikabteilungen in den Wahnsinn nur um zu erfahren, woran sie hinterher nicht gestorben sein werden. Warum? Weil wir, jedenfalls mir geht es so, seit unserer Kindheit in mehr oder regelmässigen Abständen virale oder bakterielle Infektionen durchzustehen haben und zwar vorzugsweise zuhause. So ist das Leben. Bei der letzten Grippewelle vor 2 Jahren hat es mich z.B. wieder mal gröber erwischt. Damals starben mehr Menschen als bisher wegen Covid 19. Wobei man dazu sagen muss, dass es verdammt unwissenschaftlich ist, wenn schwer kranke Menschen oder Hochrisikopatienten sterben und als Sterbeursache Corona abgestempelt werden, nur weil sie Covid-19 positiv waren. Sowas ist hochgradig unseriös und das müsste jeder Wissenschaftler von Grund auf gelernt haben.

Je grösser also die Dunkelziffer, desto tiefer wird die chinesische Angabe unter 3,5% gedrückt. Und dabei stellt sich leider wieder mal heraus, dass die Dunkelziffer so verdammt hoch ist, dass die Sterblichkeit sich in Richtung Grippe bewegt. Vielleicht ist sie etwas höher, aber die MassenausterbePRognosen à la Greta konnte man bereits in Wuhan ausschliessen. Ich habe die Zahlen aus China gesehen und meine eignen Schlüsse daraus gezogen - Mihop oder Lihop, die erste globale Turnübung. Dass daraus Verschwörungstheorien spriessen wie Pilze im Wald, das sollte niemand wundern und: Wo Rauch ist, da ist auch Feuer.

Fazit aus diesem ganzen Schlamassel: Wenn man alt wird, dann stirbt man. Und wenn man Risikofaktoren hat, stirbt man u.U. früher. Für diese Erkenntnis, die so alt ist wie die Menschheit, hätte man das Rad nicht neu erfinden müssen - ein Rad ist einfach nur ein Rad.

Stellt sich noch die Frage, wie es überhaupt so weit hat kommen können? Wie kommt es, dass der Umgang mit Covid-19 auf höchsten staatlichen Ebenen zwar nüchtern kommentiert wird, aber de facto panisch und hysterisch ist?
Meine Antwort: Die Menschen finanzieren die falschen Informationskanäle und wählen dazu passende Politiker. Und weil sie das tun, bringen die PRoduzenten dieser Informationskanäle genau solche Informationen: 3,5% ist einfach sexy, 10% ist supersexy, unter 1% ist nicht sexy.

Wenn die Menschen Sensationsgeilheit nüchterner und langweiliger Information vorziehen, dann ist das eben so. Das ändert aber nichts an den Fakten, die schon vorher bekannt waren. Und wenn mir nun jemand was von italienischen Verhältnissen vorgaukelt: In Italien lebt das zweitälteste Volk - Hunde, wollt ihr ewig leben? Nebenbei wurde das Gesundheitswesen kaputtgespart, auch das war bekannt. Dafür wurden Billionen in den Sand gesetzt, für die Information, dass Lebewesen sterben, sogar der Homo sapiens. Gut dass wir uns dessen wieder sicher sein können.

Und die Allgemeinheit soll diese Erkenntnis aus der Luft finanzieren. Träumt weiter, die Realität holt uns schneller ein als uns lieb ist. Vielleicht braucht die Menschheit, insbesondere der Westen, zur Abwechslung mal wieder eine grosse Prise Realität, damit wir uns wieder mit dem Verständnis dafür vertraut MACH(T)en, dass Werte jeglicher Art nicht aus den Nichts geschaffen werden können. Allein die Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen beweist mir, wie weit sich viele unsere Mitbürger von der Realität entfernt haben. Dass wir keine Ahnung von Geld haben, ist das eine, aber dass wir mit dieser Haltung weniger eindeutige Fakten wie z.B. eine potentielle Pandemie weder richtig einschätzen können, noch ihr adäquat begegnen können, das liegt folglich auf der Hand. Drum hatte auch die Schweiz nur eine Handvoll Schutzmasken in Reserve und genau deshalb waren sie auch nicht nötig während des Lockdowns. Weil wir zwar einen Plan hatten, aber auf halber Strecke stehen geblieben sind: Bei der Umsetzung. Heute können wir von Glück reden, dass es nur Covid-19 war und keine richtige Pandemie.

Korrektur, es war eine Pandemie: Wenn Milliarden von Menschen Schnupfen haben, ist das per Definitionem eine Pandemie. Aber deswegen stellen wir die Wirtschaft nicht jedes Mal auf Null. Selbst bei Grippewellen käme niemand auf diese Schnapsidee, wenn es nicht gerade eine Supergrippe wäre.

Grüsse
kosh
PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.
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Re: SMI

Beitragvon Leser » So Mai 17, 2020 11:18 am

Sorry, dass ich nicht früher geantwortet habe, aber ich schaue nicht jeden Tag rein und auch sonst versuche ich Abstand von zu viel «Medienkonsum» zu halten.

Nun, kosh hat so ziemlich das erläutert, was ich auch geantwortet hätte, nur nicht so wortgewandt und gewitzt. :)

Also, ich weiss sicher nicht mehr als die anderen, dennoch habe ich dank Kontakten zu gewissen Dingen Zugang, die nicht jedermann hat. Zudem ist mein Bekanntenkreis in diversen Branchen und Arbeitsbereichen sehr gross, von denen ich eben auch Informationen beziehe oder erhalte. Nichtsdestotrotz kann ich am Ende des Tages auch nur abschätzen und mir nur meine eigene Meinung bilden, die sich aus den vielen Informationen ergibt. Und wirklich jeder sollte das tun, um seine eigenen Schlüsse daraus ziehen, das mit gesundem Menschenverstand letztendlich nur einen einzigen Schluss zulässt. Die Massnahmen waren übertrieben, wenn nicht gar völlig unnötig.

Ich will nicht pietätslos klingen, aber es ist, wie es ist und man muss nüchtern die Faktenlage betrachten. Fast alle Toten, die «durch» Covid19 gestorben sind, waren sehr alte Menschen über 80 Jahre mit mindestens einer Vorerkrankung, die meisten jedoch mit multiplen Leiden. Und wenn es jüngere Menschen getroffen hat, hatten sie meistens auch schwere Vorerkrankungen. Jeder seriöse Arzt kann dir bestätigen, dass die meisten an einer anderen schweren Grippe genauso gefährdet und gestorben wären. Wenn man Berichte von Rechtsmedizinern und Ärzten liest, in denen steht, dass viele dieser alten Patienten mit ihren schweren Vorerkrankungen dieses Jahr kaum überlebt hätten und mit Covid19 infiziert waren, sie nicht an, sondern mit dem Virus gestorben sind. Aber, was macht man daraus? Man zählt sie zu den Corona-Toten. Wie kosh geschrieben hat, das ist hochgradig unseriös!
Aber das ist die Grundlage der Panikmacher, Hysteriker, Angsthasen und Untergangspropheten, um den Lockdown zu rechtfertigen. Jeder, der dies kritisiert wird in die Aluhut-Ecke gestellt, selbst diejenigen, die mit den Zahlen argumentieren, die wohlgemerkt von offizieller Stelle verbreitet werden. Schnell kommt dann die emotionale Keule, dass wenn man einen geliebten Menschen «wegen» Corona verloren hat, man anders darüber denken würde. Nein, ich tue das nicht! Ich habe vor Jahren meine Mutter an einer «normalen» Grippe verloren und sie hatte nicht Mal Vorerkrankungen. Sie war auch über 80 Jahre alt, gebrechlich und einfach schwach. Das ist der Lauf der Dinge und man muss es einfach akzeptieren. Und noch viele mehr sind damals an der Grippe in der Schweiz und weltweit verstorben, wie jedes Jahr auch und viele mehr als jetzt an Corona, aber kein Schwein wäre auf die Idee gekommen die Wirtschaft lahmzulegen und alles an die Wand zu fahren.

Wie ich es schon mehrfach dargelegt habe, das war völlig unnötig und am Ende wird uns «allen» noch eine grössere Rechnung präsentiert, die die meisten noch nicht wahrhaben wollen. Das grosse Geschrei all derer, die jetzt den Lockdown befürwortet haben und nicht in einer staatlich geschützten Werkstatt ihrer Arbeit nachgehen, möchte ich nicht hören. Aber es wird kommen. Ich persönlich kenne einige, die eine «sichere» Anstellung im Kanton und Bund haben, aber deren Kinder und andere Familienangehörige plötzlich mit leeren Händen dastehen oder kurz vorm Ruin stehen. Einige können die bereits zugesagten und vertraglich abgeschlossen Lehrstellen nicht mehr antreten, anderen wurde der Temporär-Job gekündigt, da man sie nicht mehr braucht. Viele Studenten, die z.B. einen Job im Restaurant, in einer Bar oder einfach in Sektoren hatten, wo jetzt diese Stellen abgebaut wurden und werden, können sich kaum mehr über Wasser halten. Das heisst, zurück zu den Eltern oder anderweitig eine Geldquelle auftun. Bei einigen habe ich wegen diesem Umstand bereits den Disput in der Familie mitbekommen. Es ist nicht schön, aber das wird noch ganz vielen blühen. All die sozialen, gesellschaftlichen Konflikte, die erst noch kommen werden, dürfte vielen Kopfzerbrechen verursachen. Tja, und schon ganz viele Billionen wurden gesprochen und verteilt, aber halt nicht dort, wo es nötig wäre. Die politischen Erdbeben werden vermutlich ebenso noch kommen, wenn die Ungerechtigkeiten noch mehr ans Licht kommen. Und so sicher wie das Amen in der Kirche, dürften früher oder später «alle» mit Steuererhöhungen ungeahnten Ausmasses beglückt werden.

Aber hey, Hauptsache wir haben ein paar Tausend Menschen mehr gerettet, die in der Summe immer noch viel weniger sind, als die, die in all den Jahren davor verstorben sind. Das war die Zerstörung unserer Wirtschaftsstruktur doch wert, oder?!

Grüsse
Leser

PS: Strong buy Aktienmärkte, auf lange Sicht. ;)
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Re: SMI

Beitragvon doc » Mo Mai 18, 2020 4:52 pm

Lieber Leser, lieber kosh

Ich schätze Euch beide sehr. Vieles, was ihr schreibt, ist richtig und plausibel, die Schlussfolgerungen sind es meiner Meinung nach nicht alle.

Klar ist, dass das neue Coronavirus kein Killer vom Kaliber eines Ebolavirus ist. Die meisten Erkrankten überstehen es gut. Aber: es ist recht ansteckend und verbreitet sich entsprechend gut, deutlich besser als eine Influenza. Und die Inkubationszeit (Zeit von Ansteckung bis Symptombeginn) ist recht lange, dazu die Betroffenen wahrscheinlich zeitweise schon ansteckend. Und es gibt doch deutlich mehr schwer Betroffene als bei Influenza. Auch Mittelalterliche und wenig Vorerkrankte.

Die meisten Länder hatten anfangs eine Verdoppelungszeit von um die 3 Tage. Wenn die Entscheidungsträger nun wissen, dass die Zahlen, die sie sehen, ca. 10-14 Tage hinterherhinken (weil die meisten Diagnosen etwas so lange nach der Ansteckung erfolgen), errechnet sich, dass zum Zeitpunkt 0 (zu dem man entscheiden will/muss) schon drei bis fünf mal eine Verdoppelung der Zahl vorprogrammiert ist. Das heisst dann also, eine ver-8 bis ver32-fachung der Anzahl. In dem Spital, in dem ich arbeite, haben wir maximal knapp 50% unserer Intensivkapazität mit Covid19-Patienten belegt gehabt. Die anderen 50% brauchen wir, um die unabhängig von Covid19 anfallenden Notfälle zu behandeln, also alle Verletzten, Herzinfarktpatienten, andere Infektionskrankheiten, usw...
Wir hatten die Intensivkapazität auf max. 200% von unserem Normalbestand hochgefahren. Allerdings: es ist ein Irrglaube, zu meinen, das wäre ohne Qualitätseinbussen gegangen. Und zwar für Covid19-Patienten genauso, wie auch für die Patienten mit "normalen" Erkrankungen. Die vorhandene Anzahl an routinierten Intensivmedizinern und Intensivpflegefachleuten ist einfach beschränkt. Betraut man sie mit doppelt so hohen Fallzahlen, die zu allem hin noch extremst aufwändig sind durch die Isolations- und Schutzmassnahmen und muss noch befürchten, dass unter dem medizinischen Personal Erkrankungen und damit Personalausfälle eintreten werden... dann ist rasch klar, dass dies alles erheblich weh tun wird. Dem Spitalpersonal, den Patienten, der ganzen Bevölkerung.
Es wird nicht mehr die gleiche Behandlung sein, wenn man in ein solch belastetes System mit einem Herzinfarkt kommt, wie wenn das System normal funktioniert.

Nun zurück zu den knapp 50% Intensivkapazität, die mit Covid19 beschäftigt waren. Von der auf 200% erhöhten Kapazität aus gerechnet waren wir also bei 25% Belegung mit Covid19-Patienten. Nehmen wir an, die Massnahmen wären 3 Tage später ergriffen worden, dann hätten wir 50% erreicht, weitere 3 Tage später wären wir dann schon bei 100% angelangt. Damit wäre bereits keine Kapazität mehr geblieben, für die weiterhin anfallenden "normalen" Fälle. Und dies dann, wenn bloss 6 weitere Tage ohne Massnahmen verstrichen wären. Das ist gerade mal eine Woche.

Das ist das Wesen von exponentiellen Prozessen. Man hat den Eindruck, es sei noch recht locker gegangen, dabei war man nicht weit vom Kollaps entfernt - gefühlt aber noch völlig komfortabel.
Kommt dazu: hätten alle Länder viel lockerer gehandelt, wären die Schutzmaterialien wohl richtig ausgegangen, und womöglich wäre die Welle noch schneller gerollt, weil damit noch viel mehr Ansteckungen erfolgt wären, insbesondere im Gesundheitswesen. Dann hätten wir noch mehr Kranke und gleichzeitig weniger Personal zu deren Behandlung gehabt...

Das ist alles viel zu einfach, jetzt im Nachhinein einfach zu meinen, es sei überreagiert worden. Klar ist, es hätte wohl vielerorts ein bisschen weniger auch noch vertragen. Aber wieviel genau? Diese Entscheidungen sind sehr schwierig zu fällen, es gibt zu viele Variablen, die man kaum abschätzen kann. Genauso schwierig ist es jetzt, bei der Lockerung. Man kann veruschen, die Auswirkungen zu berechnen. Aber was ist mit den nicht berechenbaren Aspekten? Z.B. mit der Ermüdung der Bevölkerung? Wenn diese die einfachen, extrem wichtigen Massnahmen, wie Distanz halten und Händehygiene vernachlässigt, weil sie ermüdet und das Problem als weniger aktuell empfindet?! Diese unbeabsichtigten Lockerungen sind sehr schwierig einzuschätzen.

Kommt dazu, dass wir nicht wissen, ob ein zögerlicheres Einschreiten wirklich billiger wäre. Die Länder, die später und zögerlicher reagiert haben, hinken hinterher, haben mehr Fälle und Tote zu beklagen, können länger nicht normalisieren. Selbst Schweden, das deutlich zurückhaltender reagiert hat, rechnet mit einem Wirtschaftseinbruch, der schlimmer ist, als in der Schweiz. So einfach und klar, wie ihr das darstellt, ist es nicht. Wir wissen heute noch nicht, was am kostengünstigsten gewesen wäre. Jetzt zu behaupten, man hätte alles ganz anders handhaben müssen, scheint mir ziemlich einfach, um nicht zu sagen, billig.

Klar ist nur: jeder einzelne von uns kann weiterhin eine Menge dazu beitragen, die Kosten nicht noch höher ausfallen zu lassen. Bemühen wir uns alle, die einfachen und "billigen" Massnahmen weiterzuführen (Abstand halten, grosse Menschenansammlungen vermeiden, Händehygiene), können wir vermutlich das bis hierhin erreichte erhalten. Mit billig meine ich nicht nur finanziell, sondern auch, mit wenig Entbehrungen verbunden. Müssen wir hingegen zurückbuchstabieren, wird's teuer.

Hoffen wir das Beste!
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Re: SMI

Beitragvon Leser » Mo Mai 18, 2020 7:25 pm

@doc
Nun, schauen wir in ein paar Monaten, wo die ganze Sache stehen wird. Vieles ist im Unklaren, aber was sicher ist, die Wirtschaft wurde milde gesagt, fast komplett an die Wand gefahren, das schleckt keine Geiss mehr weg. Wie man aus diesem Schlamassel ohne weitere Schmerzen (Steuererhöhungen usw.) rauskommen will, bleibt abzuwarten.

Zurück zur Börse, dieser wird es im grossen und ganzen egal sein, denn sie wird die Billionen an neugeschaffenem Geld gerne schlucken. Und sollte es in den nächsten Tagen und Wochen langsam auch an der Wirtschaftsfront besser werden, zumindest die Hoffnung darauf, dann dürften die Aktienmärkte richtiggehend explodieren. Einige Werte sind noch extrem tief bewertet, zu denen ich immer noch die UBS zähle. Ihr aktueller Buchwert ist wesentlich höher und wird m.M.n. kaum tiefer fallen. Meiner subjektiven Meinung nach liegt der wahre Wert der Aktie um die 18-20 Franken. Klar, viele sehen es nicht so, aber wie schon zigfach erwähnt, Liquidität und Inflation dürften sie in den nächsten Wochen und Monaten eher in diese Richtung treiben. Andere Werte wie ROG, NESN und Novartis werden dann einfach weiter neue Allzeithochs machen. :) Wenn dann doch die Erkenntnis reift, dass Covid19 eher einer schweren Influenza gleicht, egal ob infektiöser oder nicht, aber angesichts der Verhältniszahlen zu vergangenen Grippeepidemien, dann dürfte der Drops auch gelutscht sein. Und wenn dann noch ein Mittelchen gegen Covid19 gefunden sein wird, dann erst recht. ;)

Ich denke, wenn man die zu erwartenden Mehrkosten, die auf die Bürger des Mittelstands unweigerlich zukommen werden, ausgleichen möchte, wäre man gut beraten an den Märkten investiert zu sein. Viele werden aber auf der Strecke bleiben, weil sie weiterhin Panik schieben und voller Angst durchs Leben geistern, ohne die Chancen zu packen, an den Märkten wie auch im "normalen" Leben.

Ich werde auf jeden Fall mein Kapital in den nächsten Wochen wieder voll einsetzen und es dann laufen lassen.
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Re: SMI

Beitragvon doc » Di Mai 19, 2020 10:45 am

Die Folgekosten sind extrem hoch. Schwierig zu sagen, ob es Wege gegeben hätte, diese tiefer zu halten. Denn, alle möglichen Einsparungen könnten an anderer Stelle wiederum zu Kostensteigerungen führen, sowohl in Franken und Rappen, als auch in Form menschlichen Leids, etc...

Ich denke auch, dass sich viele Chancen ergeben für Anleger, aber sicherlich auch Risiken. Wenn wir beispielsweise sehen, wie sich die Menschen am vergangenen Wochenende verhalten haben, welche Menschenansammlungen mit unkontrollierter Nähe... dann kann man schon etwas besorgt werden. Wenn da zufälligerweise ein, zwei, drei super-Virenausscheider in diesen Massen sind, die einige anstecken, die sich wiederum in ihr soziales Umfeld begeben, usw... dann kommen plötzlich wieder schwer nachvollziehbare lokale Outbreaks, die schwierig kontrollierbar werden. Ich hoffe wirklich sehr, dass wir es schaffen, das zu vermeiden, auch das nötige Glück haben.
Wenn die Situation nochmals ausser Kontrolle geraten sollte, dann wird's richtig teuer und das würde auch die Finanzmärkte erschüttern.

Spannende Zeiten, so oder so, auch für Anleger. Unklar scheint mir auch, welche Branchen dann wie profitieren oder leiden werden. Spannend wird sein, ob wir es schaffen, diese Krise als Katalysator für einen technologischen und energetischen Wandel zu nehmen, in Bereiche zu investieren, die uns weiterbringen. Oder ob wir den Fehler machen, untergehende, alte Branchen zu schützen, den nötigen Strukturwandel mit viel Steuergeldern aufzuhalten (Beispiel Luftfahrt möchte Geld ohne Auflagen und Einfluss des Geldgebers, Automobilbranche verlangt Aufschub der bereits seit Jahren nicht eingehaltenen vertraglichen Verpflichtungen bezüglich CO2-Ausstoss...). Hoffnungsvoll stimmt mich, dass selbst die Economiesuisse diesen Forderungen eine Absage erteilt.

Ich setzte tendenziell auf Branchen, die von der Energiewende und vom technologischen Wandel profitieren, oder auch auf den Bereich Medizin. Im Biotechsektor gibt es günstige Firmen, die langfristig mit hoher Sicherheit erfolgreich sein werden.

Viel Glück allen!
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Re: SMI

Beitragvon kosh » Di Mai 26, 2020 2:38 pm

@doc

Vielen Dank für den Bericht aus dem Nähchäschtli. Mir ist bewusst, dass auch ich nur mit halben Fakten urteile, die Gesundheitsbranche aber halt auch, die Politik sowieso. Ein paar Punkte möchte ich aufgreifen:
Die Länder, die später und zögerlicher reagiert haben, hinken hinterher, haben mehr Fälle und Tote zu beklagen, ...

Oder mehr / alle in kürzerer Zeit, während die Schweiz sich für die Verschleppung entschieden hat. Das war der Plan: Verzögerung, Abflachung der 1. Welle. Geplant ist auch, dass alle weiteren Wellen kleiner sind und länger dauern. Konsequenterweise müsste jeder 90jährige, der in absehbarer Zeit verstirbt, auf Covid-19 untersucht werden und falls positiv in der Coronastatistik landen. Auch bei Anwesenheit von Antikörpern kann nicht ausgeschlossen werden, dass Covid-19 sein Gesundheitsfass zum Überlaufen gebracht hat.
Selbst Schweden, das deutlich zurückhaltender reagiert hat, rechnet mit einem Wirtschaftseinbruch, der schlimmer ist, als in der Schweiz.

In keiner Replik, die ich darüber gelesen habe, wurde darauf eingegangen, dass wenn alle Nachbarn die Wirtschaft einfrieren, wie man dann selbst davon nicht betroffen sein soll. Dass hinterher alle jammern, nehme ich mit Gelassenheit. Wer den grösseren (Wirtschaftseinbruch) gehabt haben wird, können heute auch nur Besucher aus der Zukunft genau beziffern. Es wird wohl auch vom Branchenmix abhängen, den ein Land beherbergt - Tourismus geht schon mal gar nicht.
Das ist alles viel zu einfach, jetzt im Nachhinein einfach zu meinen, es sei überreagiert worden.

Umgekehrt ist es auch viel zu einfach, jeden Toten in die Coronastatistik zu zwängen, nur weil es politisch passt, getreu dem Motto: Was nicht passt, wird passend geMACHT. Oder so: Auf Platz 1 in den Sterbestatistiken steht unangefochten der Tod. Der Spruch ist von einem Kollegen, der mir das in den 80ern mal augenzwinkernd geflüstert hat. Damit möchte ich auch ausdrücken, dass wenn Experten im Nebel stochern, sollte es nicht nur erlaubt sondern im Gegenteil sogar geboten sein, dass alternative Experten Alternativen diskutieren. Dem Gesamtbild hat es bisher nur genützt, auch wenn hüben und drüben der Wahrheit nur auf den Zahn gefühlt werden konnte.
Das ist das Wesen von exponentiellen Prozessen.

Exponentielles Wachstum in begrenzten Umwelten bedeutet auch Schrumpfung, also positives und negatives Wachstum - logistisches Wachstum. Die These der Durchseuchung ging davon aus, dass ab ca. 60% Covid-19 von der Bildfläche verschwinden wird. M.a.W. sollte man von Anfang nicht damit rechnen, dass 100% der Bevölkerung eine Behandlung brauchen, weil nicht alle infiziert werden.
Wenn überhaupt Aussagen zu Covid-19 im Vergleich zur Grippe geMACHT werden können: Covid-19 ist anders als Grippe. Aber das trifft auf jede andere Krankheit zu. Covid-19 ist ausserdem neu, Coronaviren sind es nicht. Und sie sind nicht mal die einzigen Virenarten, die uns unvermittelt treffen könnten. Durch den Einsatz von Helikoptergeld haben wir aber möglicherweise zuwenig Lehrgeld bezahlt, weil nur echte Krisen den Umgang mit Krisen stärken. Ok, vielleicht war das für viele schon eine echte Krise. Allerdings kann man den Homo sapiens nicht mit Geld aus dem Nichts von echten Krisenmassnahmen überzeugen, wenn unkritisches Papier so viel angenehmer ist, v.a. seit es als Bits und Bytes per Knopfdruck hochskaliert werden kann. Die Schweiz als reiches Land könnte dereinst mit einem blauen Auge davon gekommen sein, aber wie steht es in anderen Ländern, notabene ärmeren, deren Lebenserwartung deutlich tiefer ist und damit wesentlich weniger getroffen werden können? Wenn wir uns das einmal leisten wollen und auch können, ok, aber soll das jetzt der Standard werden? Alles runter und die Helikopter fliegen lassen?

Mir ist durchaus auch klar, dass in den Hotspots der Seuche, den Spitälern, ein freierer Blick auf das Gesamtbild kaum erfasst werden kann. Da stehen persönliche Betroffenheit samt Stressfaktoren im Weg.
V.a. solange man nur ahnen kann und den Blick darauf auch noch öffentlich vernebelt, wieviele Menschen die Seuche maximal mit einem schlechten Tag überstanden haben. Jeden Tag bekommen wir eine unter vielen verschiedenen Statistikmedaillen vorgesetzt, nicht aber deren Kehrseiten. Das ist nicht nur, sondern auch ein Medienphänomen:
Es ist eine Todsünde des Journalismus, den Leser intellektuell zu unterschätzen und deswegen intellektuell zu unterfordern.

Ein paar Seiten vorher ist zu lesen:
Zu Beginn der Krise hörte man vom Bundesamt für Gesundheit, dass Masken nicht viel bringen. Diese Verwirrung, die geschaffen wurde, ist nun ein grosses Problem.

Desinformation: Weil man keine Masken hat, bringen sie nicht viel. Hätte man welche gehabt, hätten sie auch was gebracht.
Das war mir von Anfang an klar, weil ich von der politischen Perspektive her urteile. Aus dem gleichen Grund habe ich auch von der ersten globalen Turnübung geschrieben.
Nehme ich die 2 Grundaussagen zusammen, hätte Information von Anfang an so ausgesehen: Wenn wir Masken hätten, würden wir sie empfehlen, weil sie messbar etwas bringen. Anderenfalls empfehlen wir die 2m-Regel etc. etc.
Aber weil der Bundesrat die Bürger und die Medien ihre Kunden für geistig beschränkt halten, haben sie Hand in Hand desinformiert.
Irgendwo heisst es dann noch, dass die Statements des BAG zur Maskenfrage momentan dünn sind. Auch das passt - was interessiert mich mein Geschwätz von gester. Aber die Aufgabe der Medien ist realistisch betrachtet, spätestens nach einer Schweigepartie den Deckel zu lüften und die Gretchenfragen zu stellen. Das höflichste Urteil, das ich unter diesen Umständen zustande bringe ist, dass unsere verantwortlichen Politiker und Beamte zu den weniger schlechten unter den "guten" gehören. Allerdings: Das Gute ist der Feind des Besseren. Nur insofern hat unsere Bundesrat "alles" richtig geMACHT.

Grüsse
kosh
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Re: SMI

Beitragvon doc » Di Mai 26, 2020 3:11 pm

Lieber kosh

Vielen Dank für die ausführliche Replik. Ich bin etwas in Eile, daher nur kurz.
Selbst in Schweden merkt man inzwischen, dass der eingeschlagene Weg nicht so klar gewinnbringend ist. In einem Artikel vom Tagesanzeiger hier:
https://interaktiv.tagesanzeiger.ch/202 ... iz/?nosome

liest man:

Der schwedische Chef-Epidemiologe Anders Tegnell erklärte gegenüber BBC News: «Die Zahl der Todesfälle hat sich nicht gut entwickelt. Dies liegt zu einem kleinen Teil an unserer Strategie, ist aber hauptsächlich dadurch begründet, dass die Altersheime sich nicht gegen das Virus wehren konnten.» Etwa die Hälfte der Covid-Todesfälle in Schweden stamme aus Alters- und Pflegeheimen – in der Schweiz sind es mit rund 53% etwa gleich viele.

Der schwedische Sonderweg ist umstritten. Bei den Covid-Infektionen wird derzeit eine Verdoppelungszeit von 43 Tagen ausgewiesen, die Anzahl der Todesfälle pro Million Einwohner ist überdurchschnittlich – vor allem im Vergleich mit anderen skandinavischen Ländern. Annika Linde, die als Vorgängerin des Chef-Epidemiologen Anders Tegnell für die Bekämpfung der Schweinegrippe und von Sars zuständig war, hatte die schwedische Strategie ursprünglich unterstützt. Nun hat sie angesichts der vielen Todesfälle jedoch ihre Meinung geändert. «Wir sehen langsam, dass das schwedische Modell vielleicht nicht in jeder Hinsicht das schlauste war», sagte sie in der schwedischen Zeitung «Dagens Nyheter». «Es war ein klares Fehlurteil.» Ihrer Meinung nach hätte es rückblickend einen Lockdown gebraucht. «Ich denke, wir hätten mehr Zeit benötigt, um uns vorzubereiten. Wenn wir früher zugemacht hätten, hätten wir sicherstellen können, dass wir über die Mittel verfügen, die Schwachen zu schützen.»


Die Stellungnahme aus dem Mund einer ehemaligen Befürworterin dieser Strategie lässt doch aufhorchen.

Auf den Rest kann ich grad nicht im Detail eingehen. Es wird nie mit letzter Sicherheit feststellbar sein, was genau welche Folgen gehabt hätte. Aber ein heisses Eisen war der schwedische Weg sicher. Es scheint zum Glück relativ glimpflich abzulaufen. Kommt zu allem hinzu: wir wissen nicht einmal jetzt, wie die medizinischen Folgen dieser Erkrankung aussehen. Wahrscheinlich sind nicht Wenige, die die Krankheit durchgemacht und überlebt haben, langfristig schwer geschädigt dadurch (v.a. durch Lungenfibrosen). Auch das gilt es mit einzubeziehen. Entscheidet man zu Beginn einer Pandemie mit unbekanntem Erreger, die Bevölkerung massgeblich die Erkrankung durchmachen zu lassen, riskiert man, viele Langzeitgeschädigte entstehen zu lassen. Welchen Vorwürfen man sich da aussetzt, wenn es so kommt, ist wohl klar, und zwar zu Recht.
Also nochmals: viel zu einfach, die Behauptungen, man hätte das viel lockerer angehen sollen. Und: Ich habe bisher keine Aussage von offizieller oder kompetenter professioneller Seite gehört, die Statistik bezeichne die Toten DURCH Sars-Cov2. Es muss jedem klar sein, dass es sich um Tote MIT Sars-Cov2 handelt. Da machen sich's manche Leser (und allenfalls undifferenzierte Schreiberlinge) zu einfach.

lg
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Re: SMI

Beitragvon kosh » Mi Mai 27, 2020 12:05 pm

... bisher keine Aussage von offizieller oder kompetenter professioneller Seite gehört, die Statistik bezeichne die Toten DURCH Sars-Cov2.

Eine italienische Offizielle - kompetent oder nicht - hat zugegeben, dass man alle (!!!) Toten (zum Zeitpunkt der Rede) in die Coronastatistik einfliessen lasse. PRopagandistisch gesprochen: Das hat niemand interessiert ausser die "Covidioten", ergo zementierte sich das Bild, dass in Italien alles viel schlimmer ist als wo auch immer.
Das RKI hat offiziell empfohlen, auf pathologische Untersuchungen zu verzichten und damit Fake News von wissenschaftlicher Seite Vorschub geleistet.
Es muss jedem klar sein, dass es sich um Tote MIT Sars-Cov2 handelt.

Was nicht mal wissenschaftlich funktioniert, wie man an den Expertendebatten ablesen kann, PRopagandistisch funktioniert diese Klarheit ganz sicher nicht. Die Darstellungen laufen jeweils darauf hinaus, dass die Menschen AN Sars-Cov2 gestorben sind. Das ist keine typisches CoronaPRoblem, sondern schlicht und einfach der Simplizität von PR-Botschaften geschuldet. Übrigens beisst sich die Wissenschaft seit Jahren daran die Zähne aus und hat bis heute kein Rezept gefunden. Solange es um Dunkle Materie im Zshg. mit Sensationsmeldungen geht, hat das keine Auswirkungen, aber irdischere PRobleme stehen fast immer im Kontrast zu PR-naiven Experten.
Da machen sich's manche Leser (und allenfalls undifferenzierte Schreiberlinge) zu einfach.

Betrachte es als Naturgesetz der PRopaganda, dass das einzige Mittel gegen PRopaganda eben auch nur PRopaganda sein kann, weil sich's nicht nur manche sondern die meisten Leser zu einfach MACH(T)en, indem sie aus einem durchaus existierenden Informationsangebot mit untrüglicher Sicherheit PRopaganda nachfragen - das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Die Ironie an der Geschicht: Sie tun das in der vollen Überzeugung, tatsächlich nach bestem Wissen und Gewissen informiert zu werden, und jedesmal wenn sie posthum erkennen müss(t)en, dass es eben nicht so war, regen sie sich zwar auf, ändern aber trotzdem nicht ihr Nachfrageverhalten.
Entscheidet man zu Beginn einer Pandemie mit unbekanntem Erreger, die Bevölkerung massgeblich die Erkrankung durchmachen zu lassen, riskiert man, viele Langzeitgeschädigte entstehen zu lassen.

Die so und soviel kosten würden, wenn es denn tatsächlich so käme. Demgegenüber verhält man sich per Helikoptergeldausschüttung so, als ob es genau so gekommen wäre. Ja, es ist eine Interessenabwägung, allerdings eine mit der Kristallkugel in der Hand.

Die Diskrepanz ist offensichtlich: Wenn jede potentielle Pandemie in Zukunft mit 50 Milliarden Luftgeld "finanziert" würde, weil man das seit der Coronakrise eben so MACHT, aber nur jede zweite tatsächlich schädlich wäre, wären von 100 Milliarden sage und schreibe 50 Milliarden eine Ressourcenfehlallokation. Angesichts der erlebten Hysterie ist aber zu befürchten, dass eher mehr als 1 Pandemie sich als Fehlalarm herausstellt. Wobei die Meinung nicht völlig abwegig ist, dass bereits Uraufführung sich bestenfalls als Grenzfall herausstellen wird. Wir werden uns sehr viel in die Taschen lügen müssen, wenn wir diese Vergangenheit nach Fake News Art aufarbeiten.
Welchen Vorwürfen man sich da aussetzt, wenn es so kommt, ist wohl klar, und zwar zu Recht.

Man kann die Medizin auf die eine oder andere Art moralisieren, aber ohne Ressourcen ist auch diese Branche nicht überlebensfähig. Je mehr Ressourcen aber in Fehlallokationen verschwinden, desto weniger steht letztlich auch der Medizin z.V.
So wie es während dieser Pandemie gelaufen ist, darf man ruhig auch einmal darauf hinweisen, dass wir es angesichts der finanziellen Möglichkeiten der unterschiedlichen Staaten nicht erst seit heute mit einem medizinischen LuxusPRoblem zu tun haben, das sich die reiche Schweiz (noch) leisten kann, obwohl die finanzielle Lage der Spitäler nunmehr eine andere Geschichte erzählt. Aber schon unser direkter Nachbar Italien kann es sich definitiv nicht leisten und in der EU schielen alle auf das reiche Deutschland. Im krassen Gegensatz dazu hat man in Weissrussland wohl sofort erkannt: Viel zu teuer und die Jugend ist davon nicht betroffen. Die Schweiz aber ist nicht reich, weil sie vom Binnenkonsum lebt, sondern von der Exportwirtschaft. Sobald unseren Kunden das Geld ausgeht, weil sie neuerdings auch für Pandemien Ressourcenfehlallokationen betreiben, steht auch die Schweizer Wirtschaft vor dem PRoblem, wer sich denn unsere PRodukte noch leisten kann?

Das sind alles grössere Zusammenhänge, die AUCH in der Verantwortung der Entscheidungsträger liegen. Drum halte ich es für legitim, Dein Statement auf sämtliche betroffenen Bereiche auszudehnen: "Welchen Vorwürfen man sich da aussetzt, wenn es so kommt, ist wohl klar, und zwar zu Recht." M.a.W. musste von Anfang an klar sein, dass AUCH Vorwürfe aus anderen Ecken kommen werden als moralisch-ethischen.

Jede medizinische Entscheidung kann ergo nur in der ökonomischen Gesamtschau über sämtliche Branchen erfolgreich sein, weil AUCH sie vorgängig finanziert werden muss. Kurzfristig konnten wir uns diesen Luxus leisten, aber schon mittel- bis langfristig lehrt uns in diesem Tempo die Marktphysik Mores. Moral wird dann keine Frage ethischer Bedenkenträger mehr sein, sondern sich v.a. von der ökonomischen Seite her durchsetzen. Keine schöne Aussicht, aber die Geschichte des Homo sapiens lehrt genau das: Surplus ist nur das, was man sich über das Notwendige hinaus tatsächlich auch leisten kann oder, in begrenztem Rahmen leisten will: Je mehr Ressourcen für medizinische Leistungen eingesetzt werden, desto weniger steht für andere z.V.
Die Debatte der steigenden KrankenkassenPRämien erzählt genau diese Geschichte.

Grüsse
kosh
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Re: SMI

Beitragvon doc » Mi Mai 27, 2020 5:06 pm

Wir werden uns da nicht ganz einig - und das macht auch nichts. Ich bin überzeugt, dass das nicht nur eine ethische Entscheidung war, sondern im Endeffekt auch eine wirtschaftliche. Denn am Ende wären wir am genau gleichen Ort gelandet, hätten aus der Not heraus wahrscheinlich sehr ähnlich drastische Massnahmen ergriffen, nur dass die dann viel länger gedauert hätten und der Preis noch höher gewesen wäre.
Aber eben, wir werden das nie wissen, wie es andersrum gekommen wäre, und das ist auch gut so.

Einzig zur Todesfallstatistik muss ich was sagen: Natürlich hat man die Zahlen veröffentlicht, die dem Tod MIT Sars Cov2 entsprechen. Da hat die Italienerin nichts "zugeben" müssen, sondern einfach bestätigen, was Fakt ist. Und natürlich haben viele daraus gemacht "an Sars Cov2 gestorben" - eine unzulässige Schlussfolgerung. Der aufmerksame Medienkonsument hat diese Erörterung immer wieder mitnehmen können. Das hat aus meiner Sicht nichts mit Fakenews zu tun. In Italien hat sich der Schweregrad ja nicht an der exakten Zahl der "durch Sars Cov2 Getöteten gemessen. Sondern ganz einfach, an der Flut der Kranken und in der Folge zeitlich gehäuft Verstorbenen. Das reicht ja völlig aus. Wäre die Zahl noch paar Mal höher gelegen - recht einfach, sich auszumalen, wie es dann ausgesehen hätte.
Es wäre im Uebrigen nur sehr schwer machbar gewesen, alle Verstorbenen vernünftig einer exakten Todesursache zuzuordnen. Verfolgt man immer die gleiche Zahl, die einfach erfassbar ist, also hier diejenige der Verstorbenen mit einer entsprechenden Infektion, was einfach erfassbar ist, kann die Entwicklung gut verfolgt und verglichen werden. Was man dann aus dieser Zahl macht, ist wiederum eine ganz andere Frage und wurde immer wieder öffentlich diskutiert.

Für kommende Pandemien können wir aus der vergangenen viel lernen - man kann hoffen, dass wir das auch tun! Das gleiche gilt für den Fall, dass die Zahlen wieder steigen. Wir (gemeint ist die Bevölkerung) haben's in der Hand.

Ich denke, wir dürfen uns hier im Forum fortan auf die Chancen konzentrieren, die diese Krise bietet. Und die sind (man wagt es kaum zu sagen) üppig.
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Re: SMI

Beitragvon kosh » Do Mai 28, 2020 11:48 am

Aber eben, wir werden das nie wissen, wie es andersrum gekommen wäre, und das ist auch gut so.

Bei Risikoabschätzungen geht es eben leider darum, tiefer in den Nebel der Kristallkugel hinein zu sehen, um wenigstens halbwegs abschätzen zu können, welche "wäre, könnte"-Varianten wieviel kosten könnten. Und da bin ich völlig mit Dir einig, dass man auch in der Schweiz die finanziellen Risiken abgewogen hat, während man ungern darüber gesprochen hat, wieviele Dutzend Millionen jeder ausschliesslich durch medizinische Behandlung Gerettete kosten wird, von dem man bereits wusste, dass der mit hoher Wahrscheinlichkeit im höheren Rentenalter sein wird. Die Zahlen aus China waren zu dem Zeitpunkt längst bekannt. Dass (kaum) ein Politiker sich hinstellt und knallhart utiliaristisch referiert, das lehrt die Erfahrung demokratischer Wahlen, weil das seine Karriere in demokratischen Schönwetterphasen mit hoher Sicherheit beenden würde.
Natürlich hat man die Zahlen veröffentlicht, die dem Tod MIT Sars Cov2 entsprechen. Da hat die Italienerin nichts "zugeben" müssen, sondern einfach bestätigen, was Fakt ist.

Leider entspricht das weder der Fragestellung noch unserer PRopaganda: Wenn in der Statistik alle "MIT Sars Cov2 gestorben" landen, aber sowohl Politik wie auch Medien (und vielfach auch Experten) diese Information als "AN Sars Cov2" gestorben weitergeben, dann MACHT das Eingeständnis 100% Sinn. Die Dame war eine wohltuende Ausnahme im Newsflow, wurde dann aber ebenso ausnahmslos darunter begraben, weil sie nicht zum offiziellen Spin passte. Das ist klassische Fake News, bei der alle Beteiligten nach Kräften ihre Schere im Kopf angestrengt haben.
Und natürlich haben viele daraus gemacht "an Sars Cov2 gestorben" - eine unzulässige Schlussfolgerung.

Die normative Kraft des Faktischen: Wenn die Nachfrage auf eine offenkundig "unzulässige Schlussfolgerung" nicht reagiert, würde ich als Redaktor das Angebot auch nicht ändern - ökonomisch gesprochen. Die MASSE ist der Souverän, sie hat sowohl das Recht auf ihrer Seite als auch die Verantwortung dem Sorge zu tragen. Wenn sie mit unzulässigen Schlussfolgerungen leben will, führt das erfahrungsgemäss zu höheren Ressourcenfehlallokationen als wenn sie ihre Nachfrage anpassen würde. Übrigens: Wenn auf Basis unzulässiger Schlussfolgerungen weiter geschlussfolgert wird, begibt man sich ins Paradies der Fehlerrechnung.
Der aufmerksame Medienkonsument hat diese Erörterung immer wieder mitnehmen können.

Ja, das ist das clevere an moderner PR. Zwischen den Zeilen, zwar selten, aber immerhin ausgedeutscht, wussten die wenigen existierenden aufmerksamen Medienkonsumenten "diese Erörterung" auch am nächsten Tag noch davon. Aber das MACHT weder Politik, Medien noch Experten: Das Angebot ist Nachfrage getrieben. Solange sich daran nichts ändert, wird es kein besseres Angebot geben, denn das Gute ist der Feind des Besseren.
Das hat aus meiner Sicht nichts mit Fakenews zu tun.

Ich liefere eine Gegendarstellung: DER Donald ist ein Meister in Fach der Nachfragebedienung. Indem er Fake News auf die Spitze treibt, sie offenkundig für alle sichtbar MACHT und damit trotzdem Erfolg hat, sollte der nachfragenden MASSE schwer zu denken geben, ob sie nicht auf subtilere Weise täglich damit konfrontiert wird, denn PR = PRofessionelle PRopaganda. Ob man damit Waschmittel oder Politik verkauft, spielt keine Rolle, die Regeln sind die gleichen: Der Weisse Riese, weisser als weiss.
Es wäre im Uebrigen nur sehr schwer machbar gewesen, alle Verstorbenen vernünftig einer exakten Todesursache zuzuordnen.

Womit wir wieder beim Argument "mit Sars CoV2" gestorben sind, das so nicht vermittelbar war.
Was man dann aus dieser Zahl macht, ist wiederum eine ganz andere Frage und wurde immer wieder öffentlich diskutiert.

Sofern sie von einer breiteren Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen wurde, was nur von wirklich sehr (wenigen) aufmerksamen Medienkonsumenten registriert wird, die aber gerade aufgrund ihrer besonderen Aufmerksamkeit meistens im Verschwörungstheorietöpfchen landen. Selbst in der NZZ sah man sich zu einer Selbstgeisselung genötigt, ohne Erwähnung des eigenen Beitrags allerdings. Zur Wiederholung für den aufmerksamen Leser:
Es ist eine Todsünde des Journalismus, den Leser intellektuell zu unterschätzen und deswegen intellektuell zu unterfordern.

Ich fühle mich jeden Tag vom NZZ-Spin intellektuell unterfordert, bin aber froh, dass man nicht in seichteren Gewässern unterwegs ist. Nicht von ungefähr nenne ich meine Hauszeitung HofberichtBEstatter. Weil eben auch die NZZ auf dieser Welle mit reitet:
Letzte Woche war Auffahrt, aber für den klassischen Journalismus war auch noch Ostern und Weihnachten auf einmal: endlich mal wieder eine Gelegenheit, gemeinsam gegen Bullshit und Verschwörungstheorien zu kämpfen!

Auch die NZZ kann nicht anders, will sie nicht vom Markt verschwinden: Die Nachfrage treibt das Angebot, selbst wenn die umgekehrte Perspektive bottom up sehr viel bequemer und darum Mainstream ist - Konsument kauft trotzdem.
Für kommende Pandemien können wir aus der vergangenen viel lernen - man kann hoffen, dass wir das auch tun! Das gleiche gilt für den Fall, dass die Zahlen wieder steigen.

Wohlan, ETH-Forscher rechnen mit einer langen zweiten Welle:
Schlüssel bei den Jugendlichen
Die Modellrechnungen machen laut den Forschern deutlich, dass alle Massnahmen, welche die Übertragungswahrscheinlichkeit reduzieren, die Zahl der Todesfälle stark verringern würden. Dazu beitragen könnten alle Altersstufen, besonders jedoch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die 10- bis 20-Jährigen trügen aufgrund ihrer häufigeren Sozialkontakte sehr stark zur Verbreitung des Virus bei, 35- bis 45-jährige ebenfalls überdurchschnittlich. Die Senioren hingegen seien stark unterdurchschnittlich daran beteiligt.

Mein Vorschlag von dem Zeitpunkt, als ich die chinesischen Zahlen gesehen habe: Eine möglichst effektive und schnelle Durchseuchung der Jugendlichen, um die Zahl potentieller Vektoren in kürzester Zeit auf auf ein Minimum zu reduzieren. Für medizinische Begleitmassnahmen wären bei dieser Variante v.a. ihre Eltern in Frage gekommen, wenn man gleichzeitig den Kontakt mit Risiko- und Alterskohorten minimiert hätte. Statt dessen wurde und wird bis heute versucht, alle Kohorten in Geiselhaft zu nehmen.
Würde sich die Übertragungswahrscheinlichkeit in den Schulen durch konsequent eingehaltene Abstands- und Hygieneregeln halbieren, so sänke die erwartete Zahl zusätzlicher Todesfälle in der Bevölkerung von 5000 auf weniger als 1000. «Ich möchte keinesfalls Angst verbreiten», sagte Studienautor Mohr. «Aber wir sollten bei aller Freude, dass wir die zweite Welle wohl nur milde abbekommen, doch an die möglichen Toten denken.»

Bei aller Freude, dass die ETH eine PRognose abliefert, aber auch diese Experten reiten DIE Welle, zu der auch der moralische Disclaimer gehört.
Demgegenüber ist mein Vorschlag nicht mal neu, wenn man den früheren Umgang mit Kinderkrankheiten PRopagieren würde, den ich übrigens selbst erlebt und mitgeMACHT habe: Masernparties, damit man möglichst jung und unkompliziert immunisert wird, während Erwachsenen, die keine Masern hatten, tunlichst davon abgeraten hat, mit Infizierten während dieser Phase in Kontakt zu treten.
... wir dürfen uns hier im Forum fortan auf die Chancen konzentrieren, die diese Krise bietet. Und die sind (man wagt es kaum zu sagen) üppig.

Zusatz: Diese Chancen werden im dem Ausmass verstärkt, als sich DIE Welle auf dem Holzweg befindet: Je mehr Ressourcenfehlallokation, desto mehr fehlgeleitete Ressourcen gibt es abzugreifen. Party auf Kosten der Allgemeinheit - das AllmendPRinzip wie es leibt und lebt.

Grüsse
kosh
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