Mein sprichwörtlicher Umgang sollte andeuten, dass u.a. im EY-Kochrezept Täuschungsabsicht vorgeschlagen wird. Mit ziemlicher Sicherheit ist das der Fall, aber noch ist nicht ausgeMACHT ist, ob auch das Management davon gegessen hat. Das wäre das Tüpfelchen auf den i dieser schwer verdaulichen Kost. CEO Braun hat heute jedenfalls den Hut genommen, aus eigenem Antrieb, was ich für die Untertreibung des Jahrhunderts halte. Seine Vorwärtsstrategie war gelinde gesagt ein laues Lüftchen, wenn man davon ausgeht, dass KPMG bereits im April von 1 Mia ausging. @premium schätzte maximal 1,4, nun 2 geworden und es ist zu hoffen, dass EY auch wirklich alle Sünden entdeckt hat.
Was nebenbei bemerkt nicht unbedingt ein gutes Licht auf KPMG wirft, wenn in der Berichterstattung nicht irgendwo ein "mindestens" verloren gegangen ist. Aber, KMPG hat daraus den richtigen Schluss gezogen und die heisse Kartoffel zurück an den Absender geschickt.
Irgendwie kann es das nicht gewesen sein, gärt der Fall doch schon seit einiger Zeit. Als nächstes müsste der Verwaltungsrat fallen, denn von Aufsicht habe ich nicht viel gelesen in Anbetracht des Scherbenhaufens.
Wer eine solche Aufsicht hat, braucht keine Feinde:
Der Aktienkurs stürzte ab, am Abend stellte der Aufsichtsrat ein Vorstandsmitglied bis Ende Juni frei.
Statt sich selbst frei zu stellen, sucht man das Bauernopfer. Mir scheint, denen ist die Tragweite des Schadens immer noch nicht bewusst, oder sie orientieren sich an der neuzeitlichen Mode, Rücktritte nur dann anzubieten, wenn man zurück getreten wird.
Wirecard fällt indessen schon seit längerem auch mit negativen Schlagzeilen auf, darunter mehrere Artikel der britischen Wirtschaftszeitung «Financial Times» über angebliche unsaubere Machenschaften. Braun hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Inzwischen laufen indessen auch offizielle Untersuchungen.
Managment plus VR haben der Eskalationsstrategie nichts entsprechend entgegen gewirkt. Eine Analogie wäre die Meldung einer Softwarelücke, worauf der betroffene Softwarekonzern eine bestimmte Frist erhält, um das Leck zu flicken. Wirecard hat die Fristen gleich mehrfach verpasst, jetzt schlägt die Marktphysik unerbittlich zu, dennoch verhält man sich als könnte man die Sache mit Postenschacher aus der Welt schaffen.
Die jüngste Eskalation könnte Wirecard ernsthaft in Schwierigkeiten bringen. So wies das Unternehmen selbst darauf hin, dass ihm Kredite in Höhe von rund 2 Mrd. € gekündigt werden könnten, wenn es nicht bis am Freitag einen testierten Jahres- und Konzernabschluss vorlege. Da dies kaum so schnell der Fall sein wird, wird Wirecard mit den kreditgebenden Banken verhandeln müssen.
Was genau waren / sind denn die Sicherheiten im Fall einer Softwarebude mit angehängtem Serverpark? Lachen musste ich auch hier:
Zudem droht weiteres Ungemach. So erklärte die Anlegergemeinschaft SdK am Donnerstag, sie prüfe eine Sammelklage gegen Wirecard wegen möglicher Schadenersatzansprüche von Aktionären und Anleiheinhabern.
Echt spannend. Was erwarten sie denn, womit diese Ansprüche beglichen werden könnten? Wenn da jetzt jeder sein eigenes Süppchen kocht und Mittel aus Wirecard presst, dürfte kaum viel zu holen sein. Und als Kunde würde ich regelrecht dazu verdammt, mir einen anderen Lieferanten zu suchen. Die Konkurrenz dürfte es nicht allzu pressant haben, ein Angebot zu unterbreiten, bevor nicht mehr Sicherheit in den Fall fliesst oder ein Schnäppchen heran wächst, dem kaum zu widerstehen ist.
Last but not least, die Financial Times hat eine Coup gelandet und ihrem Ruf Ehre getan.
Grüsse
kosh
PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.