Anlagen in Penny-Stocks...

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Anlagen in Penny-Stocks...

Beitragvon ticino » Mi Sep 02, 2015 9:59 am

Interessante Betrachtung im Cash-Forum durch "sarastro":

Langfristanlage Strategie 2.0 (in memoriam John Doe)30.08.2015 - 22:50
Penny-Stock oder Aktienschrott

Penny-Aktien sind in den USA Aktien mit einem Kurswert von weniger als einem Dollar. Sie werden als Schrott-Aktien angesehen, die für nichts mehr taugen. In der Schweiz könnten in Analogie dazu Aktien mit Kurswerten unter Fr. 1.- ebenfalls als Penny-Aktien betrachtet werden. Es stellt sich die Frage, ob sie ebenfalls als wertloser Schrott angesehen werden können. Diese Frage ist im Cash-Forum pikant, weil sich hier eine lautstarke Fangemeinde solcher Aktien tummelt. Diese User halten sich für besonders clever und füllen verschiedene Threads mit Jubelmeldungen über ihre Penny-Aktien. Natürlich werden andere User, die sich skeptisch zu diesen Titeln äussern, abqualifiziert und zum Teil beleidigt. Eine gerne zitierte Begründung dieser Fans ist, dass auch viele Schrotthändler Millionäre geworden sind.

Ich kenne zwar keinen Schrotthändler, der in diese Vermögensklasse aufgestiegen wäre, aber damit ist diese Behauptung natürlich noch nicht widerlegt. Also gehen wir der Sache einmal mathematisch auf den Grund. Vorsichtigerweise schreibe ich darüber nur in einem Langfrist-Thread, wo ohnehin kaum jemand hinklickt. Ich möchte keine Sperre im Cash-Forum riskieren...

Am 28.8.15 sind folgende Penny-Stocks im SPI gelistet, geordnet nach dem tiefsten Aktienkurs: Perfect Holding, TheraMetrics, swmtl (Swissmetall), Cytos, Züblin, Schmolz&Bickenbach, von Roll und knapp noch Gottex mit einem Kurs von Fr. 1.00. Natürlich kann man mit solchen Aktien Gewinne erzielen, da auch dort die Kurse schwanken. Falls jemand das glückliche Händchen besitzt, solche Aktien systematisch zu einem tieferen Kurs zu kaufen und kurzfristig zu höheren Preisen zu verkaufen, wird er tatsächlich Schrottmillionär. Die Schrott-Fans haben natürlich dieses Händchen angeboren und berichten hier eifrig über ihre tollen Erfolge. Mathematisch interessiert aber eher die Frage, ob man auch ohne Goldhändchen mit solchen Aktien Geld verdienen kann. Dazu muss ein neutrales Verfahren angewendet werden. Ich erläutere ein solches Verfahren in vereinfachter Form.

Man kauft am Ende jedes Jahres eine Portion dieser Schrott-Aktien zu einem fixen Betrag, beispielsweise immer für Fr. 1000.-. Mit den historischen Schlusskursen wird berechnet, wie viele Aktien man für diesen Fixbetrag erhält. Diese Aktienkäufe werden am Ende jedes Jahres wiederholt. Zum Schluss wird der Wert aller so erstandenen Aktien mit dem heutigen Aktienkurs ermittelt und damit der Gewinn oder Verlust bestimmt. Das Verfahren hat den Vorteil, dass die Wahl des Kaufzeitpunktes unerheblich wird. (Anmerkung: Für wissenschaftlich korrekte Analysen würden mit diesem Verfahren nicht nur die Jahresschlusskurse genommen, sondern alle Tagesschlusskurse. Das würde einen gewaltigen Rechenaufwand auslösen. Die Ergebnisse würden bei längerer Haltedauer aber ähnlich lauten wie bei diesem vereinfachten Verfahren mit den Jahresschlusskursen.) Ich verwende die historischen Jahresschlusskurse nach www.finanzen.ch soweit zurück, wie dort Kurse publiziert sind. Hier die Ergebnisse:

Perfect Holding: 15 Jahre investiert, d.h. Fr. 15000, ergibt 57486 Aktien à Fr. 0.05 = Fr. 2874.30, Verlust total 81% oder durchschnittlich 5.4% pro Jahr

TheraMetrics: 6 Jahre investiert, d.h. Fr. 6000, ergibt 33222 Aktien à Fr. 0.06 = Fr. 1993.32, Verlust total 67% oder durchschnittlich 11.1% pro Jahr

swmtl / Swissmetall: 15 Jahre investiert, d.h. Fr. 15000, ergibt 4830 Aktien à Fr. 0.45 = Fr. 2173.50, Verlust total 86% oder durchschnittlich 5.7% pro Jahr

Cytos: 9 Jahre investiert, d.h. Fr. 9000, ergibt 5888 Aktien à Fr. 0.48 = Fr. 2826.24, Verlust total 69% oder durchschnittlich 7.6% pro Jahr

Züblin: 14 Jahre investiert, d.h. Fr. 14000, ergibt 3737 Aktien à Fr. 0.50 = Fr. 1868.50, Verlust total 87% oder durchschnittlich 6.2% pro Jahr

Schmolz&Bickenbach: 14 Jahre investiert, d.h. Fr. 14000, ergibt 12110 Aktien à Fr. 0.79 = Fr. 9566.90, Verlust total 32% oder durchschnittlich 2.3% pro Jahr

von Roll: 15 Jahre investiert, d.h. Fr. 15000, ergibt 6490 Aktien à Fr. 0.88 = Fr. 5711.20, Verlust total 62% oder durchschnittlich 4.1% pro Jahr

Gottex: 8 Jahre investiert, d.h. Fr. 8000, ergibt 2550 Aktien à Fr. 1.00 = Fr. 2550.00, Verlust total 68% oder durchschnittlich 8.5% pro Jahr

Ergebnis: Für normale Langfristanleger wie zum Beispiel ich - also ohne angeborenes Goldhändchen - empfiehlt es sich, in der Schweiz Penny-Aktien zu meiden. Auch ohne Goldhändchen kann man langfristig Millionär werden.
Avanti-avanti!
Saluti a tutti "Ticino"
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Re: Anlagen in Penny-Stocks...

Beitragvon rogueT » Mi Sep 02, 2015 4:56 pm

Finde schön, dass sich da jemand die Mühe gemacht hat, das zurückzurechnen, aber das Resultat ist auch ohne diese Rechnung hoffentlich jedem klar, der schon ein paar Jahre Börsenerfahrung auf dem Buckel hat. Es mag sie zwar durchaus geben, die Goldnuggets im riesigen Schei...haufen der Pennystocks, aber weder darf man von sich selbst erwarten diese herauspicken zu können, noch sollte man es auch nur hoffen eine solch passive Anlagestrategie wie oben beschrieben zu fahren ohne dabei vor die Hunde zu gehen. Bin mir auch sicher, dass die Rechnung für den US Markt (NASDAQ, OTC) oder den Londoner AIM noch viel grusliger ausfallen würde und die kummulierten Verluste kaum unter 99% sein düften.
Der US OTC Markt wird ja auch zunehmend ausgetrocknet und hierzulande bietet meines Wissens keine Bank mehr den Handel mit Pink, Grey und sonstwie gefärbten Sheets an.

Und ja, ich zähle mich mittlerweile auch zu den Fans dieser Aktien (und tausche mich auf dem alten Swissquote-Forum nur noch mit aircastle in genau dieser Sache noch aus), aber sie sind immer als kurzfristiger Zock gedacht, nie als Langfristanlage! Die tiefe Kapitalisierung sorgt halt für gewaltige Kurssprünge wenn eine News reinkommt die hoffen lässt. Man muss aber ungedingt diszipliniert vorgehen und nur das Momentum handeln und sich schnell wieder verabschieden wenn die Dynamik nachlässt. Dies ist nicht einfach, denn oft verfällt man der Hoffnung, dass man eine Turn-around Story, und damit einen diesen legendären Goldnuggets, und den bis an alte Kurshochs laufen lassen kann. Ein Rezept für grosse Verluste, meiner Meinung nach und durch die zitierte Rechnung bestätigt.

Habe bspw. dieses Jahr in AXPW schnelle 600% gemacht, aber wenn ich die gehalten hätte wärs schief gekommen, etwas was mir bspw. in RGSE passiert ist (rund 50% Verlust). Mein letzter Trade: ACI hab ich von 1.5 bis 4.20 begleitet und mich dann geärgert, dass er noch weiter lief, doch die Firma geht zu 85% Wahrscheinlichkeit pleite und da sollte man def., nicht mehr im Titel drin sein. Ist nicht jedermann Sache, solche Zocks, will damit nur sagen, dass es für jede Sorte eine oder ein paar richtige Methoden gibt und auch einen Haufen falsche. Wobei Buy&Hold bei Pennystocks etwa so erfolgsversprechend ist wie der mittelalterliche Aderlass gegen Krankheiten.
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Re: Anlagen in Penny-Stocks...

Beitragvon depot » Fr Sep 04, 2015 11:52 am

Wobei Buy&Hold bei Pennystocks etwa so erfolgsversprechend ist wie der mittelalterliche Aderlass gegen Krankheiten.


perfekter Vergleich - smile - !! ... der "Studienverfasser" hätte sich seine Arbeit wirklich gleich ganz sparen können. Die ist nämlich auch nichts als Schrott...

Wie Aircastle (vermisse ihn hier!) ja wunderbar vorlebt(e), gibt es einfach opportunities, die einen Zock wert sind. Aber Zocks dauern gewöhnlich nicht länger als 1-2 Wochen... geschweige den 10 Jahre...

allen ein flottes WE
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depot
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