
Der Dollar ist seit den ISM Zahlen am vorletzten Freitag bei den wichtigen Währungspaaren fast ohne Halt sechs Tage in Folge nur noch gefallen. Er hat bei allen Paaren neue mehrmonatige Tiefstände markiert! Der Grund dafür war eine einzige "schlechte" Zahl, wodurch alle anderen vorhergehenden und nachfolgenden, wichtigeren gute Zahlen nicht mehr beachtet wurden. Nicht nur das, sie überschattete auch alle Aussagen von FED-Mitgliedern, die klar machten, dass die FED die Endzinsen auf mindestens 5 % setzen und diese für lange Zeit auch beibehalten wird. Das Inflationsproblem sitzt viel tiefer und wird uns noch ein Weilchen begleiten, was die Märkte nicht wahrhaben wollen. Selbst wenn die Inflationswerte weiter zurückkämen, was sie sicher tun werden und unter dem angestrebten Zielwert von 2 % fielen, heisst das nicht, dass danach die Preise fallen würden, auch bei null Prozent nicht. Das hiesse nur, dass die Preise womöglich nicht mehr ansteigen würden, dennoch blieben sie bei den notwendigen Dingen fürs tägliche (Über-)Leben und die laufenden Kosten auf höherem Niveau bestehen. Wobei das auch ein Irrglaube wäre, denn eine angestrebte tiefe Inflation von 2 % und darunter bedeutet immer steigende Preise und Kosten! Würden die Löhne beim Ottonormalverbraucher mit den steigenden Preisen und Kosten mithalten, wäre alles halb so schlimm. Da liegt aber das grosse Problem, die Standardlöhne können schon lange nicht mehr mithalten, denn die einschneidenden Kosten steigen höher und schneller an. Deshalb darf man sich nicht blenden lassen von den weniger ansteigenden Inflationszahlen, die sogar wieder anziehen werden, wenn die Lohnsteigerungen noch kommen werden. Erst wenn wir Minuszeichen vor den Inflationswerten hätten, was im System des Fiat-Geldes im Normalfall nicht passieren wird, dürften die Preise fallen. Aber dann hätten wir auch wieder ganz andere Probleme - schwere Rezession oder Depression!
Der EURUSD ist am Freitag im Tageshoch auf 1.0868 gestiegen und schloss die Woche bei 1.0832 nur minimal tiefer zum Vortag ab. Er hat damit in sechs Tagen seit dem Tief bei 1.0482 ohne Pause satte 384 Pips gemacht! Damit ist er in die Widerstandszone 1.0830/60 vorgedrungen und so hoch gestiegen, wie seit Mitte April 2022 nicht mehr. Seither ist de facto auch der gesamte Absturz rückgängig gemacht worden, der mit dem Start der Zinsanhebungen durch die FED erfolgt ist. Er handelte damals um 1.10 rum, als die FED im März 2022 anfing die Zinsen anzuheben. Während die FED die Zinsen laufend anhob, zögerte die EZB noch lange, weshalb der EURUSD berechtigterweise immer mehr fiel, wofür es aber auch noch ganz viele andere Gründe gab. Die EZB fing erst im Juli an, die Zinsen von 0.0 auf 0.5 Prozent anzuheben, womit die Zinsdifferenz zur FED bereits auf 2 Prozentpunkten angestiegen war und zu dieser Zeit der EURUSD schon bei 1.02/3 rumhandelte. Die Zinsdifferenz ist seither nicht mehr angewachsen und wurde bis dato beibehalten. Der EURUSD fiel dennoch weiter bis auf das Jahrestief 0.9535 im September, was aufgrund der grösseren Probleme in der Eurozone und wegen dem Ukraine-Konflikt auch mehr als berechtigt war. Danach stieg er wieder und schwankte bis Anfang November zwischen 0.97 und 1.0 rum.
Mit der FED-Sitzung am 2. November und den damals missverstandenen Aussagen von Powell ging die Charade los, weil ab da alle glaubten, mich eingeschlossen, die FED würde die Zinsen nicht mehr anheben und bald eine Kehrtwende einleiten. Wir wissen nun alle, dass das nicht der Fall sein wird und wurden eines Besseren belehrt. Sie hat die Zinsen weiter angehoben und wird es auch am 1. Februar und mindestens noch einmal im März tun. Aber das hielt die Märkte nicht davon ab, ihrem Irrglauben weiter zu folgen. Seither wurden jegliche Versuche der FED, mit Äusserungen und Warnungen von Powell und anderen FED-Mitgliedern, den Märkten klar zu machen, dass sie einer irrigen Annahme unterlegen sind, schroff beiseite gewischt. Sie haben voreilig schon einen Zinsanhebungsstopp eingepreist, den es gar nicht gab und es auch noch nicht geben wird, weshalb das alles eigentlich auch wieder ausgepreist werden müsste. Ob sie es tun werden, kann ich nicht sagen, aber angesichts der Faktenlagen müsste alles mehr oder weniger auf den Stand von Anfang November gebracht werden. Es müsste zumindest ein Teil davon korrigieren, was bedeutet, dass der EURUSD wenigstens auf 1.02/3 fallen müsste, was auch im mindesten der aktuellen Zinsdifferenz entspräche.
Erfreulicherweise ist wenigstens der EURCHF nach einer sehr langen Seitwärtsphase endlich über die Parität gestiegen und konnte schon drei Tage in Folge darüber schliessen. Das wurde auch Zeit, denn er ist viel zu lange um 0.98/99 herum gedümpelt. Am Freitag ist er im Tagesverlauf bis auf 1.0097 hoch und schloss die Woche immerhin noch bei 1.0034 ab. Man darf nicht vergessen, dass er im September noch ein Allzeittief bei 0.9403 gemacht hat, was der Schweizer Wirtschaft, Politik und der SNB gar nicht gefallen haben dürfte und schon gewisse Probleme bereitet hat. Er hat sich zwar endlich über die Parität gehangelt, dennoch ist dieser Kurs noch lange nicht zufriedenstellend für die Situation der Schweiz. Er ist immer noch viel zu tief und schadet mehr als er nützt. Auch wegen der Zinsdifferenz der SNB zur EZB müsste er schon längstens viel höher stehen. Wenn man bedenkt, wie stark der Euro zum Dollar und zu den anderen Währungen in letzter Zeit gestiegen ist, hätte der EURCHF jetzt schon längstens bei 1.05 stehen müssen, wenn nicht gar noch höher!
Und spätestens Anfang letzter Woche beim SNB-Debakel mit der Bekanntgabe des grössten Verlustes ihrer Geschichte von horrenden 132 Milliarden, welche noch unabsehbare negative Folgen für die Schweiz haben wird, hätte der Franken erst recht abstürzen müssen, sprich der EURCHF und der USDCHF hätten massiv steigen müssen!

Das einzige Dollar Währungspaar, dass die Woche praktisch unverändert zur Vorwoche beenden konnte, war der USDCHF, er schloss bei 0.9263. Freuen kann man sich aber auch nicht, denn auch er hat in der Woche im Tagesverlauf ein neues Tief bei 0.9167 gemacht, so tief wie am 7. März 2022 nicht mehr! Also genau bei den damaligen Tiefständen, wo die FED ab dem 16. März 2022 angefangen hat die Zinsen anzuheben. Damit ist der ganze Anstieg des USDCHF völlig zunichte gemacht worden, obwohl seither die FED die Zinsen viel stärker angehoben hat als die SNB! Sie hat die Zinsen von -0.25 auf bis dato 4.5 Prozent angehoben, also satte 4.75 Prozentpunkte! Dagegen hat die SNB die Zinsen erst im Juni 2022 angefangen anzuheben und sie nur von -0.75 auf bis dato 1.0 Prozent angehoben, also nur lächerliche 1.75 Prozentpunkte, was eine Zinsdifferenz von krassen 3.5 Prozentpunkten ergibt, die zuvor nur 0.5 Prozentpunkte war! Deshalb hätte schon allein dieser Umstand einen viel höheren Dollarkurs gerechtfertigt. Jetzt kommt noch das SNB-Debakel hinzu, nebst noch anderen Gründen, die weit höhere Dollarkurse mehr als rechtfertigen würde.

Wie weiter?
Wir sind praktisch überall an Widerstands- und Unterstützungszonen mit z.T. extremen Werten bei den kurz-, mittel- und langfristigen Indikatoren. Wie ich schon seit Wochen konstatiere, habe ich so was selten bis gar nie gesehen, zumindest nicht in diesem Ausmass und in dieser Ausdehnung. Dennoch lese und höhre ich fast nur noch, dass der Dollar weiter fallen wird, einfach weil man glaubt, die FED würde eine Kehrtwende machen, die nicht kommen wird. Dieses Narrativ hat sich seit Anfang November so tief in den Köpfen eingebrannt, dass man keine andere Gedanken mehr fassen kann. Das ist der einzige Grund für die Dollar-Shorties, alles andere wird ausgeblendet. Die Charttechnik wird momentan auch nur noch so interpretiert, dass der Dollar immer weiter fallen sollte. Es kommt mir vor, dass das, was einmal Schwarz war, jetzt Weiss ist und das, was einmal Weiss war, Weiss bleibt. Alles wird nur noch einseitig ausgelegt, es gibt praktisch keine differenzierte Betrachtungsweise mehr.
Ich komme mir langsam immer blöder vor, als einer der immer weniger werdenden Rufer in der Wüste.

Der EURUSD könnte jetzt an der Widerstandszone bei 1.0830/60 den Kopf angestossen haben und eine Korrektur einleiten. Wenn diese käme, könnte es auch gleich krachen, weil er eben viel zu extrem und viel zu heiss gelaufen ist, das nur auf eine irrige Hoffnung basiert.
Der USDCHF läuft schon seit einem Monat seitwärts und schwankt zwischen 0.92 und 0.9350 mit kurzzeitigen Spitzen und Tiefen. Er ist reif für eine Explosion bis 0.97/98 und könnte nächste Woche bereits auf 0.95 und darüber steigen. Das wäre immer noch nicht viel ist, wenn bedenkt man, wo er immer noch steht und weil er auch seit Anfang November nur 2 von 10 Wochen positiv beenden konnte, wobei der grösste Absturz mit fast 6 Rappen die Woche im November nach der FED-Sitzung erfolgte. Es wäre demnach wieder höchste Zeit für eine positive Woche, allein schon wegen dem SNB-Debakel. Zudem hat er sich mit der langen Seitwärtsphase ein explosives Potenzial aufgebaut, das ihn schnell nach oben bringen dürfte.

Das gleiche gilt für den EURCHF, der nächste Woche weiter steigen müsste, da er seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr über der Parität geschlossen hat, wo er auch seit Juli 2022 nicht mehr war. Dies und auch das SNB-Debakel dürften schon allein Grund genug dafür sein.

Ach ja, und wenn alle meinen, dass Europa sich sowieso wieder besser entwickeln wird, also steigende Konjunktur, baldiges Ende des Ukraine-Konflikts usw., wozu braucht es den Franken noch als "sicheren" Hafen?

Alles in allem haben wir einerseits zum Teil Extremwerte und andererseits totale Schieflagen, die zuerst korrigiert und begradigt werden müssen. Wie lange sie das alles noch so beibehalten werden, wird man sehen. Die WEF-Woche startet und es könnte gut möglich sein, dass dadurch noch zusätzlich viel Bewegung reinkommen wird.
Auf jeden Fall wird es eine spannende Woche, vermutlich sogar die entscheidendste für die nächste Zeit.
