Was nun, liebe SNB?
Siehst Du Alternativen? Die Schweiz lebt überdurchschnittlich vom Export und verfolgt gleichzeitig eine Austeritätspolitik. Den CHF per Auslandseinkauf zu schwächen ist beim Souverän verpöhnt. Ich stehe dazu, weil ich damit der Nationalbank - ergo der Schweiz - helfe und ernte doch nichts als schmähende Blicke von Schweizern UND -innen, wenn ich es so erkläre. Dass dies im Sinne einer funktionierenden Marktwirtschaft wäre, wird schon gar nicht goutiert.
Evt. könnte man Corona zum Auftakt einer starken Staatsverschuldung nehmen, um die Ratings auf ein gewünschtes Niveau zu schleifen. Andere Lösungen sehe ich nicht, bin aber trotzdem dagegen, weil damit eine Schwächung der Wirtschaft samt Staat einher geht. U.U. hülfe vorübergehend, wenn die Arbeitskosten im internationalen Vergleich konkurrenzfähig würden. Aber wir wollen ja nicht China bei der Produktion billiger Weihnachtsgeschenke für den Weltmarkt konkurrenzieren, oder?
Die SNB und Politik sind gefordert.
Bloss nicht die Politik. In letzter Zeit hat sie sich mehr und mehr vom Markt distanziert und wenn sie dann doch eingegriffen hat, kommt sowas wie verordnete Mieterträge hinten raus. Die SNB versucht sich wenigstens an Fakten und nicht nur an Wunschvorstellungen, auch wenn Fakten meistens ziemlich unbequem sind. Stell Dir vor, das SNB-Gremium würde vom Volk gewählt, wo würde das hinführen? Zimbabwenomics? Zumindest am Anfang, bis sich die Einsicht durchsetzt, dass die SNB kein Selbstbedienungsladen ist.
Sie haben nichts gelernt und werden dann mit Hysterie und in Panik irgendwelche Massnahmen ergreifen, die man in weiser Voraussicht schon längstens hätte ergreifen müssen.
Evt. meinst Du damit die ganz grossen Lieder, die aber nur im internationalen Chor gesungen werden können. Andererseits, unter Zentralbanken hat sich meines Wissens eingebürgert, möglichst unvorhersehbar per Nacht und Nebel-Aktion den Markt zu überraschen, um dem Vorwurf der Begünstigung zu entgehen. Ergo sind die SNB-Verantwortlichen dazu verdammt, zunächst alle Spekulationen aus dem Markt zu nehmen, um dann umso unvermittelter zuzuschlagen. Wie letztmals als sie den CHF kurz von der Leine genommen haben, und in einem zweiten Schlag ebenso abgebrüht ausländische Assets auf der Poschtiliste abzuarbeiten. Was sollen sie anderes tun, wenn alle ZBs in vergleichbarer Lage plusminus das gleiche tun? Der grösste japanische Aktionär ist die BOJ und ich will gar nicht so genau wissen, was bei der FED so alles im Portfolio verrottet. Jeder kauft halt was anderes, die SNB meines Wissen Qualitätstitel, was die Lage auch nicht unbedingt verbessert, wenn die an Wert zulegen.
Habe gestern den USD/CHF bewundert, wie der seit März in Bausch und Bogen elegant geflogen ist. Immerhin können wir uns vorMACH(T)en, dass wir, wenn Corona nicht wäre, bald auch mit Arbeiterlohn von der Holzklasse auf Premium upgraden könnten, um am Zielort bei einem Stern mehr einzuchecken. Ist doch auch was, oder? Ausserdem lohnt sich der Online-Einkauf im Ausland bald noch mehr. Die Infrastruktur ist vorhanden und darf rege genutzt werden. Wer will nochmal, wer hat noch nicht?
Grüsse
kosh