Euro hat Schwächephase überwunden
Während es an den europäischen Aktienmärkten jüngst einen kräftigen, wenn auch aus unserer Sicht nicht länger anhaltenden Ausverkauf gab, setzte der Euro seine Erholungsbewegung gegenüber dem US-Dollar fort. Kostete ein Euro vor gut zwei Wochen nur 1.06 Dollar, stieg der Euro bis auf 1.1220 Dollar. Auch an den Anleihenmärkten vollzog sich jüngst eine grosse Bewegung: Lag die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen vor gut 2 Wochen mit 0.0485% in der Nähe zum negativen Bereich, brachten die Titel am Donnerstag 0.363%. Was in absoluten Zahlen als ein kleiner Schritt erscheint, entspricht jedoch einem Anstieg um das Siebeneinhalbfache binnen kürzester Zeit.
Wir orten derzeit vor allem einen Grund für diese erstaunlichen Bewegungen: Die relative Stärke der amerikanischen Wirtschaft gegenüber der europäischen wurde lange Zeit überzeichnet und wird nun korrigiert. Nahrung erhielt diese Korrektur einerseits durch die schwachen Wachstumszahlen aus den USA. Den ersten Schätzungen zufolge wuchs das US-BIP im ersten Quartal auf Jahressicht nur um 0.2%. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Plus von 1.0% gerechnet. Andererseits verdichten sich die Anzeichen, dass der europäische Konjunkturmotor langsam in Schwung kommt und die Deflationssorgen zugleich abnehmen. Die EZB berichtete jüngst, dass die Geldmenge M3 im März gegenüber dem Vorjahr um 4.6% gestiegen ist. Auch die Kreditvergabe nimmt langsam zu. Parallel dazu nehmen die Deflationssorgen auch dank der sich stabilisierenden Ölpreise ab. Im April betrug die Teuerungsrate in der Eurozone o% - in den vier Monaten zuvor verzeichnete die Währungsunion negative Inflationsraten. Ohne die Energiepreise lag die Inflationsrate mit 0.7% nochmals deutlich höher. Darüber hinaus sinkt die Arbeitslosigkeit in Europa – so ging die Zahl der Arbeitslosen im April gegenüber März um 0.2% zurück, gegenüber dem Vorjahr liegt sie sogar 3.7% darunter. Spanien verzeichnete im ersten Quartal ein Wachstum von 0.9% im Vergleich zum Vorquartal – das stärkste Wachstum seit Ende des Jahres 2007.
„Über die kurze Frist hinaus dürften die zuletzt vom EZB-Rat eingeleiteten geldpolitischen Maßnahmen, der niedrige Ölpreis und die Abwertung des Euro dazu beitragen, dass die Erholung an Breite gewinnt und sich allmählich festigt“, schreibt die EZB in ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht.
Fazit:
Während die USA auf eine kleinere Wachstumsdelle zusteuern, hellt sich der Konjunkturhimmel in Europa nach und nach auf. Zudem hat sich die amerikanische Notenbank von einer Zinserhöhung seit Mittwochabend mit der Aussage, diese sei erst bei einer „weiteren Verbesserung des Arbeitsmarktes“ angemessen, wieder weiter entfernt. Zudem hat die US-Notenbank Fed kein Interesse daran, den Dollar weiter zu stärken. Die laufende Berichtssaison der US-Unternehmen zeigt, dass viele Firmen bereits unter dieser Stärke leiden. Insgesamt sprechen diese Faktoren dafür, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar in den kommenden Handelstagen weiter Stärke zeigen wird. Derzeit halten mehrere Analysten den US-Dollar um bis zu 20% überbewertet. Wir halten es für wahrscheinlich, dass der Euro in den kommenden Wochen wieder im Bereich um 1.20 Dollar notiert.
Muss zwar für den CHF nichts heissen, könnte aber helfen und scheint mir aufgrund der Argumente auch nachvollziehbar.