Kosten von Aktientransaktionen

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Kosten von Aktientransaktionen

Beitragvon georg » Do Mai 21, 2015 8:05 am

Die NZZ hat am 9.Mai 2015 ein Interview mit dem Chef der Deutschen Börse geführt und dabei unterem gefragt, was bei einer Aktientransaktion eines Privatanlegers die Börsenkosten ausmachen und wieviel an den Finanzintermediär, d.h. die Bank, geht.

Die Antwort ist verblüffend:
"Die Kosten, die wir den Intermediären in Rechnung stellen, machen nur einen Bruchteil der Gesamtkosten einer Transaktion aus. Nehmen Sie etwa eine Privatanleger-Order bis zu 12 000 Euro. Wir stellen dafür der Bank rund 60 Cents in Rechnung..."

Da ist ja selbst die Deutsche Bank mit Orderkosten von 7,90 Euro (bei kleineren Odern) teuer... Für Schweizer Banken, Swissquote eingeschlossen, fndet sich da kaum ein Ausdruck
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georg
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Re: Kosten von Aktientransaktionen

Beitragvon kosh » Do Mai 21, 2015 11:17 am

Gebe Dir recht, habe den Artikel auch gelesen. Andererseits dürfen wir nicht damit rechnen, dass sich das Bankwesen ohne zwingenden Grund bewegen wird. Ich denke, auch in dieser Branche wird erst eine Art Google-Bank das Sitzfleisch der Verantwortlichen zum schmelzen bringen. Es gibt ja die Ansicht, dass sich bei cash.ch mit CHF 29.- Flatrate günstig traden lässt. Günstig im Vgl. zur Konkurrenz, ja.

Oft geben ähnlich gelagerte Monopol- oder Oligopol-Situationen Aufschluss über die die Grösse eines abzubauenden Hausaufgabenbergs:

Ein Artikel von 2008 (!!!) im Bereich Ticketing öffentlicher Verkehr -> http://www.nzz.ch/lebensart/auto-mobil/ ... g-1.743327

Inzwischen ist ein funktionierendes System in den Niederlanden eingeführt, in Honkong läuft eines seit 1997. Doch unsere Bahnen, einst Vorreiter in Sachen Schienenverkehr, kennen als Gegenmittel im Kampf gegen Kostenexplosion nur jährliche Preiserhöhungen und Serviceabbau. Trotzdem bauen sie das Schienensystem tapfer aus, obwohl sie ganz genau wissen, dass jede Neuinvestition die jährlich wiederkehrenden Unterhaltskosten weiter aufblähen. Letztes Jahr habe ich gelesen, die SBB planen ein vergleichbares System ab 2025. Es gibt bestimmt bessere Witze, aber kaum einer bleibt einem so tief im Hals stecken.

Nebst softwareseitigen Defiziten reiht sich in der Schweiz aber auch logistisch ein Treppenwitz an den nächsten.

Die Maya haben sich an ihren Kolossalbauten verschluckt, die Schweiz leistet sich Kolossalbahnen. Oder kolossale Busspuren auf denen ab und zu ein Bus fährt wie um die Effizienz einer kolossalen Planwirtschaft jedem vor Augen zu führen. Exklusives asphaltiertes Terrain, von dem ich mir nicht vorstellen kann, dass es von den Buspassagieren auch nur annähernd finanziert wird. Hauptsache Vortritt. Der Bauerntrick zur Kosteneindämmung besteht zumindest hier im Kanton Zürich durch Vereinnahmung dieser Spuren und den seuchenartigen Ausbau von exklusiven Bushaltestellen, hinter denen ganze Autokolonnen zu warten haben. Ein spezielles Erlebnis ist für mich die Strecke via Gockhausen, wo Autorfahrer, falls sie nicht gerade an der Bushaltestelle stehen, mit Tempo 40 hinter dem Bus von Dübendorf bis hinein nach Zürich kriechen dürfen. Der Busverkehr hat die Strasse geentert, aber ich habe noch keine Rechnung gesehen, wer wieviel davon finanziert. Wie ich vermute zahlt der Buspassagier kaum, trotzdem werden die Tickets jedes Jahr teurer.

Der Westen allgemein und die Schweiz im Speziellen entwickeln sich durch Unwillen und / oder geistigen Stillstand zum technologischen Drittweltland.

Seit neustem werden Kunden in unserer Migros von einer freundlichen Mitarbeiterin wie bei Ikea beim Zahlungsterminal empfangen. Ich hab mich nicht wirklich gewundert, dass auch in dieser Branche die RFID-Technologie erstmal ignoriert wird. Nun ja, werden wir halt auch diese von Anfang an veraltete “Innovation” solange mit finanzieren, bis aus irgend einem Grund die Oligopolmargen von Migros und Coop in Gefahr sind. Bis dahin geniessen wir die orwellschen Ausreden der Pressesprecher im K-Tipp.

Soviel zu den Aussichten auf marktwirtschaftlich, also durch Angebot und Nachfrage organisierte Trading-Preise :-)

By the way: Wenn ich die angebotenen Rubriken in diesem Forum vergleiche, wäre Dein Beitrag wahrscheinlich im Bereich “Trading & Knowledge” besser aufgehoben.

Grüsse
kosh
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Re: Kosten von Aktientransaktionen

Beitragvon mrnice » Do Mai 21, 2015 3:40 pm

Danke für die interessanten Kommentare. Ja, ich weiss wirklich nicht vor welchem Technologie-Blocker die SBB Rechenschaft ablegen muss um beim Ticketing-System weiter in der Feudalzeit zu verharren. Das holländische ist state of the art, ein Anfang wäre aber schon mit einem wie dem von TfL (OysterCard) gemacht... Die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs ist hingegen klar auf die Politik zurückzuführen.

Bezüglich der Finanzbranche beruht meine Hoffnung auf dem Erfolg der disruptiven Technologien in den nöchsten paar Jahren. Einige Sektoren(Musik, Zeitung, Mobilfunk, Reisen) sind schon weitgehend "digitalisiert" andere wie die überregulierten und teuren Taxis werden folgen. Ich nehme an, dass die Banken sich dem dem Wandel ebenfalls nicht entziehen können. Das standardisierte Retail Banking wird wohl besonders stark durch die neuen Technologien revolutioniert. Kein Wunder bei den Komissionen und sonstigen Gebühren die heute noch gängig sind!

Folgend noch ein Link über ein Start-Up, dass versucht die Gebühren auf $ 0.00 zu reduzieren..
http://blogs.wsj.com/moneybeat/2015/05/ ... -new-cash/

Oder hier eine etwas gewagte aber spannende Vision bei dem gleich alle Zwischenhändler ausgelassen werden.
http://www.sueddeutsche.de/digital/bloc ... .2272735-2
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Re: Kosten von Aktientransaktionen

Beitragvon kosh » Do Mai 21, 2015 5:54 pm

Als Bestätigung eines Musters fiel mir ein Satz in der SD auf:

In Teilen der Bitcoin-Szene gelten Firmen wie Ripple als Verräter, weil sich das Startup damit von einer klassischen Krypto-Parallelwährung verabschiedet und die Blockchain als Architektur für Mainstream-Anwendungen nutzt.


So jung und schon Sitzfleisch. Wenn 2 das gleiche tun, neiden und gieren eben auch Revolutionäre. Der Erfinder des Rads hätte wohl niemals goutiert, dass man nebst Ochsenkarren auch andere Vehikel ausrüsten kann.

Danke für den Link, der auch für mein Verständnis nicht zu hoch einsteigt. Vom 21. Jh. verstehe ich nicht viel, aber die Muster des Homo Sapiens werden auch im 22. Jh. noch wegbereitend sein. “Smart Contracts” würde ich übrigens mit maschinenbasierten Paragraphenreitern gleichsetzen. Wenn das eintrifft, sind wir im Olymp der Bürokratie angekommen. Staaten haben schon in ganz anderen Belangen das Monopol ausgeübt und sie tun es bis heute.

Grüsse
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