Übergeordnete Bewegung...

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Beitragvon Dilbert » Mo Feb 06, 2017 3:07 pm

Präambel: Ich bin weder pro noch kontra Trump.

... und wage trotzdem einen Gedanken dazu.

Trump ist 70. Hat Gesundheit, Kohle, Frau(en) ohne Ende und gibt ALLES und zugleich alle nur denkbaren Freiheiten und Annehmlichkeiten auf - nur um Präsi der USA zu werden.
Ich kann mir also 2 Dinge lebhaft vorstellen:
1. dass er vor seiner zweiten Amtszeit was erreichen muss, das selbst seine pol. Gegner milde stimmt
2. dass es ihm nicht um die Relativierung seiner Wahlversprechen geht - sondern um deren Einlösung. Versprochen hat er "Amerika wieder gross zu machen".

Geradezu pipifax sind da Dinge wie eine Mauer etwas zu verlängern, Einfuhrzölle zu erheben oder Einreisebedingungen neu zu regeln. Alles Dinge für die Befriedigung der Kurzzeitgedächtnisse der pol. Anhänger.

Zielführend ist - aber es dauert klar zu lange! - dass die Amis wieder Mehrwerte schaffen, produzieren. Bis das aber irgendwo markige Spuren hinterlässt, und in Form von "mehr zum Leben" beim Durchschnittsami ankommt, ist die Amtszeit längs vorüber. Was bleibt? Ein friendly Zunami.

Ich könnte mir sehr gut vorstellen - ja, ich halte es sogar für wahrscheinlich! - dass Trumps schneller Erfolg via "relativer Neu-Justierung des Dollars" geschehen dürfte. Die unfriendly Sache "Krieg" lass ich jetzt mal aussen vor - aber stell dir vor, dem Euro würde mit freundlicher Unterstützung (einer Unheiligen USA/Russland-Allianz) der Todesstoss versetzt. Wäre es da nicht denkbar, dass dann Russland ein paar seiner "alten" Staaten zurückerhält und die Amis mit ihrem "stabilen Dollar" als Retter in der Not zur stelle wären? Das hiesse, dass die Amis 20 weitere Jahre wie gehabt weiterleben könnten (Dollar-Hegemonie sei dank) - und Trump den Amis im Schnellverfahren vielleicht sogar eine Krankenkasse für jedermann bauen könnte - und sich alles tatsächlich auch berappen liesse. Stell dir vor, sowas käme in 3 Jahren - Trump wäre ein Held mit messbarem Leistungsausweis. Und so ganz nebenbei wäre tatsächlich das produktive(re) Amerika zurück, die wirtschaftliche Neu-Ordnung Europas basierte auf Dollar und wirtschaftlich über weite Strecken als "Kolonie" der USA. Und weil das so wäre, liessen sich auch locker Mechanismen installieren, die den Amis fortlaufend enorm viel Cash bescherten: z.B. ein paar Transaktions-Cents die als "Solidaritätsbeitrag" transatlantisch transferiert würden. Natürlich in Richtung USA.
Tönt unglaublich? Ähnlich unglaublich wie, dass es Staaten gibt, die aus der EU aussteigen wollen? Oder grosse EU-Länder gibt die finanziell längst kompostiert gehörten...?

Dilbert

Tönt strub - aber hey, nochmals: Wenn Trump darauf aus ist wirklich was zu verändern, dann muss er das in den nächsten 3 Jahren tun. Und er braucht einen "Hebel" - damit in Amerika eine schnelle (relative) Erstarkung sichtbar wird.
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Re: Übergeordnete Bewegung...

Beitragvon Dilbert » Di Feb 07, 2017 10:54 am

... und noch ein kleiner Nachtrag - aus der geldhistorischen Mottenkiste.

Ein schöner Teil der "Stärke" Amerikas basiert(e) auf dem Erfolg des "Petro-Dollar". Dank diesem - und einiger Panzer - ist der Dollar doch die Weltwährung Nr. 1 - mit der unübersehbaren Tendenz auftauchender Alternativen. Den Petrodollar-Meccano wieder durchzusetzen ist ohne schweres Geschütz kaum mehr möglich - der Weltwährungs-Status an und für sich aber extrem wichtig für die US-Wohlstandwahrung zumindest. Woher also neue Schützenhilfe organisieren? Ein auseinanderfallendes Europa resp. ein serbelnder bis sterbender Euro wäre exakt diese Schützenhilfe.
Ich hoffe, ich liege falsch.

Dilbert
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Re: Übergeordnete Bewegung...

Beitragvon simpel » Di Feb 07, 2017 11:10 am

Hi Dilbert

interessante Sichtweise. Zu den Petrodollars ist es spannend, dass Iran kürzlich angekündigt hat, sein Öl nicht mehr gegen USD zu handeln - hier ein Auszug aus dem "Daily Pfennig", den ich ab und zu gerne lese:

"The price of Oil inched higher on Friday and overnight, but the moves were, well, measured in inches, that’s why I said they “inched higher” , see how I tied that all together in neat little bow? Man, I’m getting good at this after 25 years! HA! There have been no reports of any of the OPEC and Non-OPEC members that joined in on the production cuts, cheating… And as long as the line holds, the price of Oil has a chance to move higher…

Another weekend, and another weekend full of reading for yours truly… And I came across a report that Iran had decided to drop the use of the dollar in its financial and foreign exchange transactions, beginning in March when their fiscal year begins. So, let me see if I have this correct.. When Hussein said he was going to begin trading his Oil with euros, he found U.S. jets buzzing his country, and he was soon outed. When Gaddafi said he was going to stop using dollars for his Oil trades, he found Patriot missiles flying through his kingdom, and he was outed… So, the history of these Middle East countries attempting to break the Petrodollar hold on the Oil trade, is not a peaceful one… What does that tell us about this news that Iran is pushing the envelope here? I shudder to think about what could potentially happen here, and think about Julius Caesar’s army crossing the Rubicon… I’m just saying…

China und Russland sind in Position um als Petro-Währung einzuspringen. Was wohl die Dollar-Fraktion dazu meint?
Gruss
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Re: Übergeordnete Bewegung...

Beitragvon Dilbert » Di Feb 07, 2017 2:58 pm

hello @simpel

Time to bomb Iran? Naja, ich weiss nicht.
Aber ja, der Petrodollar ist in Bewegung - China ordert schon etwas länger in Hauswährung - und ist in andern Disziplinen wie Rohstoffgewinnung schon sowas von Zuhause in Afrika... alles Dinge, die letztlich neue Massnahmen / Geldgeber fordern in der Finanzierung des "Haushaltsungleichgewichtes" der USA.

Es ist die Frage erlaubt: Wer füttert (finanziell) die USA, wer stopft das HH-Defizit? Ohne einen Paukenschlag, füttert sich die USA (finanziell) zunehmend selber - gleich dem im Sumpf Steckenden, der versucht, sich selber an den Haaren AUS dem Sumpf zu ziehen. Bitte nicht falsch verstehen: Das kann durchaus noch ein Weilchen gut gehen. Ist ja nicht so, dass der Tod eintritt WEIL er sich an den Haaren aus dem Sumpf ziehen will...

Irgendeinen Währungs-Paukenschlag braucht es, wenn Trump nicht unverrichteter Dinge abziehen will. Vielleicht jagt das den Dölli zuerst mal an die Decke? Ja! Ist aber aus US-Finanzperspektive unwesentlich, wenn dadurch das HH-Ungleichgewicht mehr als gestopft wird. (Ist natürlich auch nicht nachhaltig - aber kurzfristig effektiver als jedes aus Mexiko zurückgeholte Fordwerk oder so.)

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SNB - Geldpolitik

Beitragvon Dilbert » Di Okt 17, 2017 6:05 pm

In einem Newsletter vom 11.10.2017 schreibt die UBS: "Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält an ihrer Septembersitzung am Negativzins auf den Sichteinlagen in Schweizer Franken fest. Nach der deutlichen Abschwächung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro hält die Nationalbank den Franken für «hoch bewertet» – jedoch nicht mehr für «deutlich überbewertet». Trotzdem dürfte die SNB in der kurzen Frist ihre Geldpolitik nicht restriktiver gestalten, sondern auf eine weitere Abschwächung des Frankens setzen.
Wir erwarten eine erste Zinserhöhung im Jahr 2018. Dafür müssen allerdings drei Bedingungen erfüllt sein. 1) Die Abschwächung des Frankens gegenüber dem Euro muss sich als nachhaltig erweisen. 2) Die Schweizer Wirtschaft muss sich nachhaltig vom Frankenschock erholt und zum langfristigen Wachstum von 1,5% bis 1,75% zurückgefunden haben. 3) Die EZB muss ihre Anleihenankäufe bereits stark reduziert haben und ein Ende des Programmes muss absehbar sein."

Hä - wie bitte!?? Anfang 2018 sollten Bedingungen 1 UND 2 UND 3 erfüllt sein?!
Mein Verstand schreit. Aber möglich wäre das tatsächlich. Temporär zumindest...

Zu 1: Machbar, aber... Klar sind die Negativzinsen ein Treiber der Frankenabschwächung... nur höckelt die SNB dann immer noch auf ein paar hundert Mrd. Dollar und Euro-Assets...
Zu 2: Auch machbar. Ein langfristiges Wachstum von 1.5-.1.75% muss gegeben sein. Nun - wenn wir weiterhin explodierende Kosten in den Bereichen Gesundheit, Asyl und Sozialkosten sehen, die SBB fleissig investiert, ein paar neue Flieger beschafft sein wollen - hey, dann erreichen wir das locker! (Ist ja immer noch Mode BIP-Betrachtungen anzustellen...) Und falls das nicht hilft: Der "weichere" CHF wird's richten.
Zu 3: Vielleicht male ich da zu schwarz - aber was sich EU-politisch gerade zusammenbraut läuft auf eine einzige Sache hinaus: die absolute politische Instrumentalisierung der EZB. Treiber ist Macron, der - unter lautem Beifall deutscher Medien und Mutti - drauf und dran ist, die EU zu reformieren. Des Pudels Kern aller seiner Zentralisierungs-Vorschläge (Militär, Justiz, ...) ist die Vergemeinschaftung aller europäischen Schulden.
Dazu sind zwei Dinge zu sagen: 1. Das macht Macron nicht, weil er die EU mehr liebt als Frankreich - sondern umgekehrt. Die Franzosen haben finanziell fertig, die (Finanz-)Lösung via "grösserer Konstrukte" ist die perfekte Nebelpetarde. Und nun 2. - der eigentliche Hammer: Die Vergemeinschaftung der Schulden (und nicht einlösbarer Rentenversprechen...) wird zum "Asset" der EZB. Anders geht's nicht!
Aber nicht irritieren lassen: Die Vergemeinschaftung der Schulden aller EU-Länder wird in einer Übergangsphase als Lösung getarnt, von der alle Staaten profitieren. Politisch wird das natürlich notwendig sein, um die Zusammenkittung der EU voranzubringen. Also - auch eine erfüllte Bedingung 3 ist denkbar. Nur temporär - aber immerhin.

Spannende Zeiten voraus.
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Re: Übergeordnete Bewegung...

Beitragvon Dilbert » Mo Sep 17, 2018 3:47 pm

Wieder mal ein paar "übergeordnete" Gedanken

Aktuell gibt's viele Nachlesen zu "10 Jahre Lehmann und Folgekrisen". Fast nirgends ist eine journalistische Leistung zu finden, die sich von der schnöden Listung der "Chronologie der Ereignisse" abhebt. Da kippt zum Zeitpunkt x Lehmann, dann die UBS dann Griechenland und und und - was ist mit Hinterfragung? Ist "Krise" die Entschuldigung dafür das Lehmann kippte UND Griechenland? Blödsinn - da stecken ziemlich andere Gründe dahinter. Was ist mit Auftürmen der Kosten der ganzen staatlichen Eingriffe bei z.B. Banken-Regulierungen? Was ist mit der Würdigung der Krisenrezepte - nach denen aber immer noch gearbeitet wird, diesmal aber für eine prosperierende Zukunft - kann das gut kommen? Fehlanzeige. Eine NZZ merkt an, dass die Ursache NICHT zu viel liberale Märkte waren - ein TA merkt an, dass die Ursache zu liberale Märkte waren. Feierabend.

Und was wird "man" aus der Krise gelernt haben: Hat niemand können kommen sehen, ging ja alles gut - dank staatlicher Eingriffe. Und so arbeiten wir mit den Krisenrezepten munter weiter - an der Zukunft.

Das bringt mich zum nächsten Punkt: Wenn das so einhellig perfekt lief, dann können wir vielleicht damit rechnen, dass nach gleichem Muster auch die Zukunft bestritten wird? Wie werden sich die Staaten Ihrer Schuldenlast entledigen - und Ihren Zentralbanken wieder konjunkturtechnische Instrumentarien verschaffen?
Indem der Staat das macht, was schon in der letzten Krise geklappt hat:
Währungsdiktat, Zinsdiktat, Regulierung.

Währungsdiktat: Ein Switch vom Euro zum NewEuro ermöglicht aus einer Währungsgemeinschaft länderspezifische Bedürfnisse abzubilden. Euro-flüchtige Staaten darf es nicht geben. So kann man das als alternativlose Notwendigkeit verpacken, auf Solidarität zählen, mal eben 20(?)% Schulden tilgen, "günstiger" Produzent werden und auf Neustart machen. Darum wird es m.E. auch nie auf Basis des alten Euros 2 oder 3 Eurozonen geben - das politische Gewicht wäre weg - es darf nur eine Währung geben... aber das Volk kann man mit solchen Gedankenspielen ja trotzdem ein bitzeli beschäftigen.

Zinsdiktat: Nach einem Währungs-Cut muss natürlich den (selbstverständlich von der Politik ja soooo unabhängigen! Ironie) Zentralbanken wieder ein Konjunktur-Instrument überreicht werden - per Dekret kann man Minimalzinsen fomulieren . Natürlich nur als temporäre Stabilisierungsmassnahme.

Regulierungen: Da muss schlicht eine neue - und diesmal verbindliche! - Regelung zur "Haushaltsdisziplin" gefunden werden - darauf freuen sich die Horden an Behörden schon, wetten?

Wie tönt das? Wie eine natürliche Weiter-Beschreitung, des ohnehin schon eingeschlagenen Weges, würde ich sagen. Bin mir fast sicher, wir werden's erleben. In vielleicht 10, spätestens 15 Jahren? Auslöser ist vermutlich eine wirtschaftliche Flaute - das reicht, um z.B. Frankreich die Hosen auszuziehen - die Eurozone definitiv in Existenzängste zu versetzen.

Das ist übrigens definitiv KEINE Verschwörungstheorie - denn ich glaube keine Sekunde daran, dass irgendwelche Staaten oder Behörden den Weitblick hätten, sowas planen zu wollen, können oder dürfen. Das werden also die alternativlosen Ad-hoc-Auswege aus der Not sein. Weil es niemand hat können kommen sehen.
(Oder erachtet es jemand von Euch als möglich, dass die Welt die nächsten 20 Jahre ohne Cuts überlebt?)

Was passierte dann mit einem CHF, Dollar oder mit Preisen von Immobilien, Edelmetallen und Rohstoffen? Hmmmm.... Dann möchte man eines einfach nicht haben: Die Währung, die sich "neu" konstruiert.

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