Der USDCHF hat schon fast 80 % des Anstiegs vom Jahrestief zum Jahreshoch wieder verloren, was viel zu viel ist und viel zu schnell ging, angesichts der fundamentalen Situation, die sich seit dem Frühling ergeben hat. Die FED wird die Zinsen weiter anheben, während die SNB die Zinsen auf tiefem Niveau belässt. Auch wenn die FED Hinweise für eine geringere Anhebung und später eine Pause gegeben hat, rechtfertigt es diesen krassen Absturz zum Franken nicht mal im Ansatz. Die Psychologie spielt wieder einmal eine tragende Rolle, welche besagt, Flucht in Sicherheit. Dabei ist der Franken seit langem kein sicherer Hafen mehr. Dies stammt noch aus Zeiten des Bankgeheimnisses, der soliden Finanzlage, der neutralen Politik und der starken Wirtschaft. Tempi passati. Die Schweiz hat immer gröbere Probleme zu bewältigen, was den Franken immer verletzbarer macht. Das scheinen aber die Marktakteure noch auszublenden. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass jetzt die Lows im USDCHF gemacht worden sind und eine Trendwende eingeläutet wird.
Wie ich schon im Gold-Forum geschrieben habe, bin ich der Meinung, dass der Dollar letzte Woche den Boden gemacht hat. Der DXY (Dollarindex) hat am Montag den Low mit 104.11 Tagestief gemacht, am Freitag war das Tagestief 104.48 und er schloss bei 104.93. Somit hat der DXY letzte Woche im Tagesverlauf einen Higher Low gemacht, was stark darauf hindeutet, dass den Dollar-Shorties praktisch die Luft ausgegangen ist. Sie hatten ihre Chance, ihn weiter zu drücken, obwohl sie es mehrfach versucht haben, aber die Kraft ist ihnen ausgegangen. Die Bewegungen am Donnerstag und Freitag waren ziemlich erratisch und das passiert meistens vor starken Gegenbewegungen. Deshalb bin ich überzeugt, dass er zumindest diesen Monat keine neuen Lows mehr machen wird, weshalb ich auch nächste Woche mit einem kräftigen Rebound rechne, der ihn bis mind. auf über 107.xx bringen dürfte.
Folglich müsste der USDCHF auf mind. 0.9630 (38er Retr.) steigen, das dem 38er Retracement des Absturzes seit 1.0147 entspricht. Dies sollte spätestens mit dem FED-Entscheid am Mittwoch erreicht werden.

Das 50er Retr. läge dann bei 0.9730 und das 61.8er bei 0.9827.
Der EURUSD müsste dann auf mind. 1.0190 fallen, das dem 38er Retracement des Anstiegs seit 0.9535 entspricht. Das 50er Retr. läge dann bei 1.0065 und das 61.8er bei 0.9940.
Auch charttechnisch spricht alles für eine kfr. Trendwende, da der USDCHF extrem überverkauft und der EURUSD überkauft sind, sowie die Indikatoren schon seit geraumer Zeit nach oben im USDCHF bzw. im EURUSD nach unten divergieren.
Ich bin ein bisschen zurück in die Zeit gegangen und habe geschaut, wo der USDCHF die letzten Jahre handelte. In den letzten 10 Jahren schwankte er zwischen 0.8300 und 1.0343, das Allzeittief liegt bei 0.7066, das nach der Aufhebung der Euromindestgrenze im Januar 2015 erreicht wurde. Anfang 1971, vor der kompletten Aufhebung der Goldbindung des Dollar im August 1971, war er 4.3180 wert!
Seither ist der Dollar auch nur eine Papierwährung wie alle anderen, der keinen festen Anker mehr hat und die Schuldenorgie konnte weltweit so richtig gestartet werden. Jede Notenbank konkurriert sich gegenseitig, um ihre eigene Währung entweder zu schwächen oder zu stärken, denn seither gibt es auch keine feste Regeln mehr, welche den Notenbanken durch die Goldbindung gewisse natürlichen und gesunden Beschränkungen auferlegt hatten.
Aber seit der Finanzkrise 2008 sehen wir, dass immer mehr Länder (BRICS+) ihre Goldbestände aufgebaut haben, besonders die Schwellenländer. Gerade diese haben in den letzten zwei Jahren ihre Goldbestände enorm erhöht, was mit der Ankündigung zusammenhängt, eine eigene Reservewährung zu bilden und sich an diese zu binden, die womöglich mit Gold gedeckt sein sollte. Ziel ist es, das Monopol des Dollars als Reservewährung zu brechen und sich von ihm zu lösen. Der Dollar könnte dadurch zu den Währungen der Länder enorm unter Druck geraten, welche sich an die geplante neuen Reservewährung anschliessen und binden werden. Aber bis es soweit ist, fliesst noch ganz viel Wasser den Rhein runter.
Auf jeden Fall werden der Dollar, der Euro und der Franken sich kaum dem Diktat der neuen Reservewährung unterwerfen, geschweige sich anbinden lassen. Darum denke ich, dass der Dollar, Euro und Franken weiterhin gegenseitig im Wettbewerb sein werden.
Egal, es ist immer wieder spannend, ein wenig in die Geschichte zu blicken, um die heutigen Zustände besser verstehen zu können.
