Beim Anstieg seit '21 bis zum Hoch bei 114.77 Ende September im letzten Jahr sieht man, dass er dazwischen immer wieder korrigiert hat, zwischen zwei bis fünf Cents. Auch als er vom Hoch fiel, gab es zwischendurch wenigstens eine oder zwei Gegenbewegungen, um danach weiter zu fallen. Auf jeden Fall waren das in der Regel starke Trends, da sie jeweils mit Gegenbewegungen vollzogen wurden, um die Stärke des Trends zu testen und zu bestätigen.
Der aktuelle Anstieg seit Juli ist m.M.n. eine absolut fragile Bewegung, da diese noch kein einziges Mal mit einer Gegenbewegung getestet, geschweige bestätigt wurde.
Gestern habe ich auf Reversal-Day gehofft, bei den Aktienmärkten, EMs, Bonds wie auch beim Dollar, aber es sollte nicht sein.
Kann man z.B. die Aktienmärkte mit denen von vor 20 Jahren überhaupt noch vergleichen? Sie haben sich seither verdoppelt, verfünffacht oder sogar verzehnfacht, wodurch man sie auf den ersten Blick als extrem hoch und viel zu teuer betrachten könnte. Aber was hat sich seither Grundlegendes geändert? Alles!
Ein Faktor ist die Geldmenge, die sich in dieser Zeit auch verfünf- bis z.T. verzehnfacht hat, da die Zinsen praktisch bei null waren. Dass die Inflation in dieser Zeit bis vor zwei Jahren nicht gestiegen ist, lässt sich damit erklären, dass das Geld kaum in den Wirtschaftskreislauf floss, sondern fast ausschliesslich investiert wurde, in Firmen, Aktienmärkte usw., was man auch in der Plandemie gesehen hat. Deshalb blieben allgemein die Preise lange Zeit realtiv stabil oder tief. So gesehen, sind die Aktienmärkte usw. relativ normal bewertet, also nicht teuer, eher sogar günstig.
Ein weiterer Faktor ist der enorme Anstieg der weltweiten Verschuldung in derselben Zeit. Die USA waren im Jahr 2000 "nur" mit knapp über 5 Billionen Dollar verschuldet und bis heute sind sie schon exponentiell bei 33 Billionen Dollar Verschuldung gestiegen, weiterhin unaufhörlich und stark steigend. Also auch schon bald versiebenfacht in dieser Zeit! Dabei sind die privaten Schulden noch gar nicht miteingerechnet. Die Eurozone ist im Vergleich weniger verschuldet, man könnte sogar sagen, sie sind diesbezüglich im Verhältnis nur halb so stark verschuldet wie die USA.
Deshalb sind die Aktienmärkte, EMs usw. absolut nicht zu hoch. Im Gegenteil, angesichts der genannten Faktoren und der Wirtschaftslage, müssten sie eigentlich weit höher stehen. Relativ betrachtet, waren die Aktienmärkte in den 90er Jahren viel, viel höher und bildeten Blasen, die dann auch platzten.
Nur allein schon wegen der oben genannten Faktoren müsste der Dollar auch viel tiefer stehen. Die Märkte haben aber nur die Zinsanhebungen der FED im Auge gehabt, was den Dollar antrieb, aber dabei völlig die Zinsanhebungen in der EZB ignoriert. Dies hätte bis zu einem gewissen Grad Sinn ergeben, wenn die Zinsdifferenz zu den USA auch viel höher wäre, was absolut nicht der Fall ist.
Gestern schrieb ich, dass man sich auf tiefere EM-Kurse einstellen kann usw. Das Verrückte dabei ist, dass sie eigentlich alle weit, weit höher stehen müssten, allein schon wegen der oben genannten Faktoren. Aber die Märkte waren selten rational, dennoch haben sie immer recht, wie man so schön sagt. Also darf man sich nicht wundern, wenn die Märkte schlagartig die andere Richtung einschlagen werden und sie plötzlich fragt, warum sie das tun. Siehe die Gründe oben.

Die einzige Frage die bleibt, ist, wann das passieren wird. Es kann jede Minute losgehen, aber auch noch Wochen dauern. Wobei es mit jedem Tag, in dem die Wende nicht erfolgt, es umso heftiger werden wird, wenn es dann endlich los geht.